Im Polizeifilm ist Desillusionierung ein gern bemühtes Charakteristikum. Emotional verkrüppelte Cops werden zu Spiegelbildern einer moralisch entfremdeten Gesellschaft. Das Paradebeispiel bleibt „Dirty Harry“ (1971). In Sachen Kompromisslosigkeit läuft ihm „Violent Cop“ allerdings leicht den Rang ab. Das Regiedebüt von ‚Beat‘ Takeshi Kitano („Sonatine“) zeigt seine von ihm selbst verkörperte Hauptfigur als das radikale Produkt einer Sozietät, die in ihrer Verrohung kein anderes Konfliktlösungsmittel als Gewalt mehr zu kennen (und anerkennen) scheint.
Der Auftakt zeigt einen Obdachlosen mit lichter Zahnreihe, der von einer Gruppe Jugendlicher mit gefühlskalter Gleichgültigkeit misshandelt und getötet wird. Nach der Tat radeln die Jungs vergnügt nach Haus. Doch kaum hat einer von ihnen die Tür hinter sich geschlossen, klingelt Polizist Azuma (Kitano), verprügelt den Jungen und nötigt ihn, sich samt Mittätern zu stellen. Fraglos hat der Dienst im Problembezirk tiefe Spuren hinterlassen. Azumas Methoden erscheinen selbst vielen Kollegen zu extrem. Nicht umsonst wurde der notorische Querulant bereits mehrfach versetzt. Dass er lediglich eigenen Regeln folgt, schafft zwangsläufig Feinde; im Polizeiapparat wie gleichwohl darüber hinaus.
Gemeinsam mit dem unerfahrenen Kollegen Kikuchi (Makato Ashikawa, „Hana-Bi“) soll Azuma den Mord an einem Drogendealer aufklären. Der Täter ist der sadistische Kiyohito (Hakuryu, „Outrage Beyond“), der in Diensten von Restaurantbesitzer und Yakuza-Boss Nito (Ittoku Kishibe, „Zatoichi“) steht. Im Zuge der Ermittlungen wird Azumas Freund und Kollege Iwaki (Sei Hiraizumi, „Dead or Alive“) bezichtigt, am Rauschgifthandel beteiligt zu sein. Der vermeintliche Selbstmord des Beschuldigten ist für den „Violent Cop“ Auslöser, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen.
Kitanos Erstling gibt sich grimmiger und pessimistischer als die meisten seiner späteren Werke, im Gegenzug aber auch weniger kunstvoll. Dabei wird nur zu deutlich, dass der in Japan erfolgreiche Komiker auch als kontrastierender Künstler ernstgenommen werden wollte. In seiner Heimat sollte ihm dies, anders als in der westlichen Welt, erst spät vergönnt bleiben. Sein rohes Debüt bleibt dennoch bemerkenswert. Nicht zuletzt, da Kitano insbesondere in der ersten Hälfte auf eine lineare Erzählweise verzichtet und vorrangig auf ausschnitthafte Beobachtung setzt.
Nachdem Azuma durch die Folterung Kiyohitos aus dem Polizeidienst entlassen wird, eskaliert die Gewalt zwischen den Männern. Der Killer lässt Akari (Maiko Kawakami, „Gonin“), die geistig verwirrte Schwester seines Widersachers, verschleppen, vergewaltigen und unter Drogen setzen (einer der Täter: Susumu Terajima, „Takeshis’“). Das Finale gerät entsprechend brutal. Und zynisch. Denn am Ende, als alles Blut vergossen ist, korrumpiert das System sogar die scheinbar Sauberen. Damit ist der Film zweifelsfrei unbequem. Die Wucht der minimalistischen Inszenierung (man möchte nicht mit dem bedauernswerten Schauspieler tauschen, den Kitano auf einer Toilette ausgiebig schallend ohrfeigt!) und die konsequent trübe Atmosphäre hallen jedoch lange nach. Größer hätte der Kontrast zu Kitanos komischer Seite kaum ausfallen können.
Wertung: (7,5 / 10)