Vier Meter Hustensaft – Kein Vergeben, kein Vergessen (2024, NRT-Records)

Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Um das Immunsystem adäquat zu wappnen, bietet sich dafür ein Vorrat medizinischer Präparate an. Ob VIER METER HUSTENSAFT in diesem Kontext das sind, was das ärztliche Personal des Vertrauens verschreiben würde, bleibt zumindest diskutabel. Unbestreitbar bleibt der therapeutische Effekt hingegen in Sachen politischer Stabilität. Denn das während der Corona-Isolation gegründete Quartett aus Nordrhein-Westfalen lässt auf seiner neuen EP, „Kein Vergeben, kein Vergessen“, keinen Zweifel daran, wie elterliche Zwangsprägung, Homophobie oder querdenkende Hobby-Aktivisten aus ihrer Warte zu bewerten sind. 

Instrumental geht der deutschsprachige Punk auch in dieser Variante gut nach vorn und pocht mit betont rockigen Gitarrenabstechern zudem auf zusätzliche Stimmungshochs. Die gern simpel gehaltenen Texte und der nölige, nicht durchweg stimmige Gesang von Frontfrau Yvonne (gerade bei „Night Beaver“) mögen im Gegenzug Anlass für Kritik bieten, können aber ebenso gut als Indizien dafür bemüht werden, dass VIER METER HUSTENSAFT neben der modernen auch die altschulische Punk-Kelle schwingen. Nach hinten raus setzt es mit „Alle gegen einen“ und vor allem das NONSTOP STEREO-Cover „Hammerschlageffekt“ aber den Beleg, dass hymnische Refrains (obendrein mehrstimmig geschmettert) noch jede Punk-Scheibe veredelt haben. In Summe also eine solide gezimmerte Kiste, die zwar nicht den Gang zum Arzt erspart, zumindest aber nach erhöhter Lautstärke verlangt. 

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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