Es lässt sich mit Recht beklagen, dass im deutschen Film nur wenig Raum für Independent-Produktionen vorhanden ist. Vor diesem Hintergrund ist „Video Kings“, das mit wenig Geld und großer Ambition im Berliner Stadtteil Neukölln entstandene Langfilmdebüt von Daniel Acht und Ali Eckert („Dark Ages“), mit Wohlwollen zu betrachten. Ebenso die diversen Marketingaktionen, die den Streifen im Vorfeld bekannt machen sollten. Da konnte sich ein jeder Fan beispielsweise per Mailanmeldung in den Abspann eintragen lassen, der nun ellenlang in verschwindend kleiner Schrift am Betrachter vorüberzieht.
Bis es aber soweit ist, muss der Film selbst bewältigt werden. Und bei allem Wehklagen um die mangelnde Unterstützung kleiner heimischer Kinoprojekte, als Referenz für eine zukünftig ausbaufähige Förderung ist die schale Kopie amerikanischer Vorbilder denkbar ungeeignet. Allen voran Kevin Smith („Clerks“) kommt einem da in den Sinn, wenn eine heruntergekommene Videothek zum Schauplatz des ganz alltäglichen Wahnsinns wird. Oder dem, was sich Acht und Eckert darunter vorstellen. Denn an Originalität und Witz mangelt es ihrer Schöpfung fast durchweg.
Dreh- und Angelpunkt des Plots ist Flo (Fabian Busch, „SommerHundeSöhne“), ein leidlich sympathischer Loser, dessen überflüssige Off-Kommentare in ihrer aufgesetzten Tiefgründigkeit bereits das Dilemma des Gesamtwerks abbilden. Dazu kommt der scheinbar versierte filmhistorische Zitatefundus, über den Kinonerds ein Lächeln entlockt werden soll. Doch die antiquierte VHS-Butze, in der Flo und sein Vokuhila-frisierter Kollege Hotte (Wotan Wilke Möhring, „Hardcover“) arbeiten, genügt für kaum mehr als Videothekenramsch aus der Wühlkiste – und anhaltende Dispute über den zwar ausgezeichneten, jedoch nicht zwingend konsenspflichtigen „Memento“.
Abseits seines stetig wachsenden Schuldenbergs versucht Flo über seine Ex hinwegzukommen und das Herz der neuen Nachbarin Ramona (Monica Nancy Wick, „Tangled“) zu erobern. Dazu gibt es gleich reihenweise an akuter Ideenlosigkeit zerplatzende Auftritte von prominenten Gastakteuren wie ÄRZTE-Drummer Bela B. Felsenheimer, Til Schweiger („KeinOhrHasen“), Oliver Korittke („Die Musterknaben“), Steffen Wink („Barfuss“), dem Komiker-Duo Badesalz („Abbuzze!“) oder Regisseur Peter Thorwarth („Was nicht passt, wird passend gemacht“).
In loser episodischer Verknüpfung werden Probleme angehäuft. Die meisten erledigen sich von selbst, der Rest wird einfach vergessen. Nicht minder fahrlässig verläuft die Charakterzeichnung, die aus der Fülle an Nebenfiguren nur eine Ansammlung stichwortgebender Pappkameraden macht. Das hat nichts Skurriles und allen voran nichts Schrulliges an sich. „Video Kings“ ist Low Budget-Trash mit einer Handvoll brauchbaren Lachern und viel viel Leerlauf. Das Amüsement dieses krampfig komischen Schaulaufens der Belanglosigkeiten hält sich arg in Grenzen, das Kultpotential ist lediglich eine Blase medialer Schönfärberei. Wer’s nicht sieht, hat nix verpasst.
Wertung: (4 / 10)