Die Frage nach der Superband stellt sich bei VERSTÖRTE BECKER einfach nicht. Wie denn auch, wenn LOKALMATADORE-Sänger El Fisch, DIE KASSIERER-Gitarrist Nikolaj Sonnenscheiße, SLIME-Trommler Alex Schwers und POTT RIDDIM-Bassist Thorsten Lersch zusammenkommen?
Die Motivation dahinter ist egal. Hauptsache Punk, Hauptsache (latent) Asi. Der Titel ihrer Debüt-EP weckt entsprechende Erwartungen: „Dieser Mann trinkt viel…“. Wer will, möge es ihm gleichtun. Die Musik passt nämlich prächtig dazu. Allerdings bieten die vier Tracks weit mehr als volltrunkenen Männer-Rock’n’Roll mit offenem Hosenstall.
Gespielt wird Deutsch-Punk. Was auch sonst? Beim Titelstück noch etwas dissonant. Wie besoffen eben. Doch die Richtung ist klar: Auf den Punkt verdichteter Sound, der das Beste aus den Welten aller Mitglieder fusioniert. Die Jahrhundert-Hymne folgt mit „Hitlers Schwanz“. Heitere Anzüglichkeiten und periphere Backpfeife gegen rechte Spinner. Oder: Der beste Song, den Mr. Chi Pig nie geschrieben hat. Wenn er denn Deutsch gesprochen hätte.
Was soll darauf noch folgen? Nun ja, „Taugenichts“ und „Polaroid.“ Der erste frönt mit simplen Reimen dem Müßiggang. Da passt, dass die Nummer nicht einmal eineinhalb Minuten dauert. Der zweite zeigt VERSTÖRTE BECKER von ihrer wehmütigen Seite, wenn verflossene Liebe auf rebellische Adoleszenz trifft – und musikalisch auf Tempo, mehrstimmigen Refrain und rockiges Schlussdrittel pocht. Wenn die Corona-Ära ein Gutes hervorgebracht hat, dann diese Band, die dringend gebraucht wird, selbst wenn sie niemand verlangt hat. Dafür ein bierselig berauschtes Dankeschön!
Wertung: (8 / 10)