V/A – No Time to Panic (1996, Panic Records)

Das Zentrum der europäischen Punk-Variation fand sich in den 90er Jahren in Schweden. Zwar hatten auch England, Deutschland und die Niederlande einige über die Landesgrenzen hinaus bekannte Namen zu bieten, der Verbreitungsgrad der skandinavischen Vorreiter wurde jedoch selten erreicht. Ein Land, das in diesem Zusammenhang (und Zeitfenster) noch ein Stück weiter zurückstand, ist Italien. Selbstredend inspirierte die Erfolgswelle des Punks auch dort diverse Bands und Labels, der (relative) Exotenstatus jedoch blieb erhalten.

Ein Musikvertreiber, der nationale wie internationale Combos zusammenbrachte, ist Panic Records. Die dort vertriebenen Sampler schafften es dank namhafter US-Vertreter auch bis zu uns. Bei „No Time to Panic“ sticht der Name NOFX hervor. Die Independent-Stars, die mit „Punk in Drublic“ 1994 ihr kommerziell erfolgreichstes Album vorgelegt hatten, sind mit dem THE AVENGERS-Tribut „Open Your Eyes“ vertreten, den es hier nahezu exklusiv auf die Ohren gibt. Mit dem hallenden Gesang von Fat Mike ist die Nummer allerdings nicht zwingend als Highlight im Schaffen der Kalifornier zu bezeichnen.

Neben NOFX stammen auch SQUIRTGUN (vertreten mit „I Wanne Be Rejected“) und RHYTHM COLLISION („Too Long“) aus Übersee. Daneben gibt es Bands aus Brasilien (WHITE FROGS, „Shamed World“), Schweden (FAVOURITE HATE, „Lucky Seven“), den Niederlanden (BAMBIX, „Bitchcraft“), Deutschland (GIGANTOR, SKIN OF TEARS) und Kroatien (OVERFLOW, „Turn My Back“). Und natürlich Italien (insgesamt elf Combos). Die Produktionsgüte erweist sich als stark variierend. Gerade bei den (aus Label-Warte) heimischen Vertretern verfügen die Beiträge mitunter über Demo-Charme (siehe „Same and Different“ der Female-Fronted-Combo GAS oder „A Punk Rock House Painter“ von SENZABENZA). Aber Uffta-Uffta-Drumming oder die Anmutung einer Tape-Rekorder-Aufnahme waren im Punk noch nie ein Verweigerungsgrund.

So muss „No Time to Panic“ mehr schon attestiert werden, dass einige der gebotenen Songs kaum über das Qualitätslevel „Ganz nett“ hinausreichen. Vorn mit dabei sind der Pop-Punk’n’Roll-Knaller „Gin-Gan-Tonic“ von GIGANTOR, die RAMONES-inspirierten „Deborah Hates Punk-Rocker“ (DEH PILLS) und „Loris Has Got a Brand New Surfboard“ (CHROMOSOMES), das mit RED HOT CHILI PEPPERS-Gedächtnis-Bass versehene „None Replies“ von GUSTAFESTE, das in Landessprache vorgetragene „Senza Risponte“ von CRUMMY STUFF oder das nur auf diesem Sampler erhältliche „Be With You“ der bewährten Melo-Punks SKIN OF TEARS.

Immerhin mangelt es nicht an Abwechslung, wenn EVERSOR mit „Cry in Vain“ den frühen SAMIAM nachstellen oder WHITE FROGS zum 40-sekündigen Knüppel-Marathon ausholen. Als Pflichtprogramm geht die mit zwanzig Titeln durchaus üppig bestückte Kompilation aber kaum durch. In diesem Sinne: Kann man entdecken, muss man nicht.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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