V/A – 1. Kölner Punkrock Minigolfturnier (2005, Nix-Gut Records)

Das Runde muss ins Runde. Denn „entscheidend is‘ auf’m Platz“. Im August 2005 fand sich dieser auf einer Minigolfanlage in Köln Müngersdorf, wo fünf Bands um die sportliche Krone – oder anders: einen formschönen Pokal – stritten. Der Teilnehmerkreis konnte sich mit CHEFDENKER, SUPERNICHTS, DER DICKE POLIZIST (seinerzeit in Kurzform als DDP unterwegs), 2LHUD, SOCKS und AMOCO CADIZ hören (und sehen) lassen.

Um dies Event für die Nachwelt festzuhalten, wurde ein Produktionsteam mit Kamera etc. zusammengetrommelt. Dabei herausgekommen ist die DVD „1. Kölner Punkrock Minigolfturnier“, für deren Erscheinung Nix-Gut als Vertriebspartner gewonnen werden konnte. Darauf finden sich eine halbe Stunde bierselige Sportertüchtigung sowie Einblicke ins abendlich angeschlossene Konzert im Bürgerzentrum Ehrenfeld. Die Auftrittsreihenfolge richtete sich nach dem Abschneiden beim Minigolf. Zumindest fast.

Die „spochtliche“ Seite des Silberlings bietet Camcorder-Impressionen mit durchwachsenem Unterhaltungswert. Vor Ort war es seinerzeit sicherlich ein ausgewachsener Spaß. Von der Couch aus betrachtet bleibt vorrangig hängen, wie sich manche Protagonisten über die Jahre verändert haben. Zeitlos bleibt hingegen die verchromte Sonnenblende von CHEFDENKER-Frontmann Claus Lüer. Sie ist ein waschechtes Highlight. Dahinter reihen sich u. a. die Team-Trikots von SUPERNICHTS, DDP, SOCKS und 2LHUD ein. Bei den zivil gekleideten CHEFDENKER muss es die erwähnte Lüer’sche Augenverschalung richten.

Zwischen etwas ungläubig dreinblickenden Familien beweisen die Bands bei reger Bierverkostung analytische Fähigkeiten (allen voran SUPERNICHTS-Sänger Harry Krischner). Zwischendurch wird etwas zu laut gejubelt und Spott über die gebracht, die es am Schläger nicht bringen. Nach Siegerverkündung (2LHUD) und gemeinsamem Grillgelage wird auch die Ehrung während des Konzerts gezeigt. Danach endet der dokumentarische Teil so abrupt, wie er begonnen hat – und schreit bestenfalls bedingt nach wiederholter Rezeption.     

Positiv zu erwähnen ist die Hintergrundbeschallung bei der Menü-Auswahl: „Der nackte Golfer“ von KNOCHENFABRIK, wo neben Lüer auch SUPERNICHTS-Drummer Achim Lauber aktiv war. Und ist. Die (Mini-)Golfer bleiben zwar (und glücklicherweise) bekleidet, zeigen im Konzert-Part des Silberlings aber, warum der sich für Fans dennoch lohnt. Denn die mit je fünf Songs vertretenen Bands präsentieren sich soundtechnisch durchweg stark.

Die besten Eindrücke hinterlassen dabei die Fan-Favoriten CHEFDENKER (vertreten mit „Kugel durch den Kopf“, „Zu cool für Rock’n’Roll“, „16 Ventile in Gold“, „Meine Heimat die Erde“ und „Punkrockkavalier“) sowie SUPERNICHTS („Kein Problem“, „Nur bekifft und nicht besoffen“, „Und ganz doll dich nicht“, „Deine Freunde mag ich nicht“, „Ingo Dubinski/Andie McDowell“), bei deren Vollgas-Performance auch der Pulk sichtlich mitgeht. Allerdings soll das keineswegs bedeuten, die übrigen Kreativkonglomerate hätten nichts Substanzielles zu bieten.

Denn auch DDP („Baby, Baby“, „Ganz unten steh’n“, „Großstadtfenster“, „Zeitgeist“, „O.K.“), die ungeachtet ihrer Turnierplatzierung als Headliner fungierten, bereiten Freude; wenn der Balladenanteil auch etwas zu hoch erscheint. SOCKS („Bored“, „Time is Right“, „Consequence of Weekend’s Brainwash“, „Total egal“, „Letzte Runde“) sorg(t)en mit Punk zwischen (Schweine-)Rock, Hardcore und Trompeteneinsatz für Stimmung. Das Publikum jedenfalls ging damals ordentlich mit.    

Die aus 1. MAI 1987 hervorgegangenen 2LHUD („C64“, „Wo, nie“, „Mach3“, „Spiele und Brot“, „Ghettoter“) waren an diesem Tag für das musikalische Kontrastprogramm zuständig. Immerhin war ihr Deutsch-Punk durch Reggae- und Dub-Einflüsse geprägt. Zweifelsohne sympathisch experimentell, wenn auch nichts für die klassische Nietenlederjackenfraktion. Zu guter Letzt AMOCO CADIZ („The Hopeless and the Blind“, „Through My Hands“, „Russian Hookers and Cocaine“, „Going Nowhere“, „Cojones“), deren Punk mit altschulischer Prägung (siehe DEAD KENNEDYS) nach Wiederentdeckung ruft.

Technisch zu bemängeln ist, dass jede der mit zwei Kameras gefilmten Songdarbietungen einzeln ausgewählt werden muss. Vielleicht sind „Play all“-Optionen (gerade im Vergleich mit Minigolf) einfach nicht Punk genug. So fügen sich Sport und Krawallmusik solide zusammen. Pflichtprogramm erwächst daraus zwar vorrangig für die Fanscharen der beteiligten Bands, am amtlichen Spaßgehalt rüttelt das aber nur bedingt.     

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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