Unsichtbar – Zwischen zwei Welten (USA 2007)

unsichtbar-zwischen-zwei-weltenWenn den findigen Machern in Hollywood mal wieder so gar nichts einfällt, spielen sie einfach Raubritter und wildern in den entferntesten Teilen der Welt. Zuweilen wird dann auch mal ein Abstecher in Richtung Skandinavien gemacht, „Nightwatch“ lässt grüßen. Dort fündig wurde auch Drehbuchautor („Blade“) und Regisseur („Blade: Trinity“) David S. Goyer, der sich den dänischen Thriller „Invisible – Gefangen im Jenseits“ schnappte und diesen der üblichen Hollywoodisierung unterzog.

Der fesche wie gebildete Nick Powell (Justin Chatwin) steht kurz vor seinem Abschluss. Die Noten sind hervorragend, ein Studium in London ruft, welches ihn zudem weit weg von seiner Mutter (Marcia Gay Harden) bringen soll, zu der er seit dem Tod seines Vaters keinen guten Draht hat. Kurz vor seiner Abreise verrät ihn sein bester Freund zum eigenen Schutz und unter dem Druck der schlagkräftigen Annie (Margarita Levieva), vermeintlich im Wissen, Nick hätte bereits das Land verlassen. Annie ist schnell hinter Nick her, bei der Auseinandersetzung schlägt sie solange auf Nick ein, bis dieser bewusstlos zusammenbricht. Die Täter gehen davon aus, Nick sei tot und werfen ihn in einen Abwasserkanal. Tot ist Nick jedoch nicht, vielmehr geistert er in einer Zwischenwelt umher. Nur die Täterin Annie kann ihn scheinbar wahrnehmen. Bevor er stirbt, muss er Annie davon überzeugen, dass sie sich der Polizei stellt und das Versteck von Nick preisgibt.

Die Macher von „The Sixth Sense“ gelten noch immer als eine Art Qualitätssiegel, so dachte sich auch der deutsche Verleih, der damit kurzerhand für „Unsichtbar – Zwischen zwei Welten“ wirbt. Zwar kann man dem Film einen etwas übernatürlichen Anstrich nicht absprechen, dennoch sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Die Regiearbeiten von David S. Goyer waren bislang eher mittelprächtiger Natur, ähnlich verhält es sich auch mit seinem neuen Werk. Das Grundgerüst mag stimmen, an der Feinmotorik mangelt es aber mehr und mehr, je länger der Film dauert.

Übernatürlicher Mumpitz trifft auf herzzerreißende Familientragödien. Ersteres ist zumindest zu Beginn noch leidlich spannend, letzteres völlig daneben. Die Zusammenhänge wirken nicht stimmig, die Probleme zwischen Nick und seiner Mutter interessieren nicht die Bohne. Ähnlich verhält es sich bei der kriminellen Annie, die weder Raub noch Körperverletzung abgeneigt ist, sich aber in den wenigen Momenten rührend um ihren kleinen Bruder kümmert. Dramaturgisch kommt dies dem Film nicht zugute, der sich – pendelnd zwischen Nicks Schreiattacken und seinem plötzlichen Verständnis für seine Mitmenschen – in der zweiten Hälfte arg zieht. Auch das eher gewollt wie bemühte Ende mag nicht versöhnen. Unterm Strich bleibt mit Wohlwollen durchschnittliche Videothekenkost, nicht weit vom TV-Niveau entfernt.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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