Ein Mann im Psychokrieg mit einer Ratte. Geschichten wie diese sind bekannt. Ein Tier dringt in den Privatbereich des Menschen ein und treibt ihn an den Rand des Wahnsinns. Oder zumindest auf die Barrikaden. Denn je genüsslicher und unverfrorener sich solch ungebetener Besuch im fremden Territorium einnistet, desto empfindlicher trifft es dessen eigentlichen Gebieter. In „Unheimliche Begegnung“ ist es der erfolgreiche Yuppie-Banker Bart Hughes („RoboCop“ Peter Weller), der für die Familie ein heruntergekommenes New Yorker Haus in Eigenarbeit renoviert hat.
Als Frau (Kino-Debütantin Shannon Tweed, „Stahljusitz“) und Sohn zu ihren Eltern reisen, bleibt Bart wegen eines wichtigen Auftrags daheim. Doch die häusliche Ruhe, die er zur Konzeption eines für seine Karriere bedeutenden Restrukturierungsplans benötigt, wird jäh gestört. Ein von spitzen Zähnen durchgebissener Schlauch der Spülmaschine flutet die Küche. Doch dabei bleibt es nicht. Die Geräusche kleiner Füße halten den Hausherrn wach. Fallen und Gift – in einer späten Traumsequenz den größten Schreck besorgend – scheinen nichts auszurichten. Also beginnt er Bücher und Artikel über den potentiellen Feind zu wälzen. Bis ihn nur noch die nächtliche Jagd zu interessieren scheint.
George P. Cosmatos, der später reaktionäre Actionfilme wie „Rambo 2“ und „Die City-Cobra“ drehte, inszeniert den nur scheinbar ungleichen Kampf mit effektiven Bildern und bitterer Ironie, aber nur wenig Subtilität. Weller darf zwar zeigen, warum er in den Achtzigern als gefragter Mime galt, die Schwelle zwischen Normalität und Besessenheit überschreitet er aber ebenso abrupt wie übergangslos. Dafür sitzen die Schockmomente, wenn die in ihrem tatsächlichen Wuchs heuer variierende Ratte unerwartet aus Schränken oder der Kloschüssel hervorbricht. Denn nach einer direkten Konfrontation im Keller scheint sich das Duell für beide Parteien zur persönlichen Angelegenheit auszuweiten.
Bei ihren Streifzügen durch Zwischenwände und Lüftungsschächte wird das Tier aus unmittelbar mit der Kamera eingefangen, im aufziehenden Nahkampf kommt wiederholt die subjektive Perspektive zum Tragen. Cosmatos reizt derlei visuelle Spielereien aus, hält die grundlegende Spannung durch die Zuspitzung des Zweikampfs – und Barts fortschreitender Besessenheit – aber konstant aufrecht. Am Ende, wenn sich der Wahnsinn seiner bemächtigt und er einen Baseballschläger in ein mörderisches Schlagwerkzeug verwandelt hat, wird selbst auf die Versehrtheit des Eigenheims keine Rücksicht mehr genommen. Seine Möglichkeiten nicht vollends ausschöpfend, bürgt die Verfilmung eines Buches von Gauncey G. Parker III für moderaten Grusel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wertung: (6 / 10)