UNEXPECT halten, was der Name verspricht. Denn zu erwarten ist auf ihrem Kunstwerk „In a Flesh Aquarium“ nur das Unerwartete. Da ist zuerst einmal der Metal, quasi die Ausgangsposition. Allerdings gibt sich dieser derart frickelig verschachtelt, zigfach gefaltet und wie ein Brummkreisel fortwährend um die eigene Achse rotierend, dass der genötigte Geist alsbald unsanft aus der Bahn des angestammten Schubladendenkens geworfen wird. Das tolldreiste Orchester der Apokalypse fährt glasklaren Sirenengesang auf und kombiniert diesen mit einem schieren Donnergrollen dämonisch herausgespiener (männlicher) Vocals. Und das ist erst der Anfang.
Die zehn extravaganten Stücke vereinen klassische Wohlfühlinstrumente wie Piano oder Geige, solche die Sicherheit geben, mit verzerrten Riffs, Collagen entarteter Sangeskunst und einem nimmermüden Stakkato unendlich anstrengender Chaosrhythmen. Ihre Identität ist die Summe anderer Identitäten, ihr Stil der Querschnitt unzähliger Musiker und Bands. Den Überblick zu behalten, ist dabei schier unmöglich, was der eigenwilligen Atmosphäre beizeiten ihre Konstanz raubt. Progressiv, aggressiv und mit jedem Schnörkel versehen, der sich unterwegs auflesen ließ, fahren UNEXPECT dem Wunschdenken nach einer geordneten Musikwelt in die Parade. Angenehm ist diese vertonte Büchse der Pandora in ihrer Rezeption wahrlich nicht. Aber sie stellt eine virtuose Grenzerfahrung dar. Als schmerzhaftes Alleinstellungsmerkmal hat das zu genügen.
Wertung: (8 / 10)