Michael Jai White ist ein Mann von beachtlicher Statur. Sein Debüt als Schauspieler gab der Träger von sieben schwarzen Gürteln in der TROMA-Produktion „Atomic Hero II“. Seither wirkte er in mehr als 20 Filmen mit und wurde mit „Spawn“ einem breiten Publikum bekannt. White besticht durch sein markantes Äußeres, weniger durch ausgeprägte Darstellungskünste. Für die Prügelorgie „Undisputed 2“, in der er Ving Rhames in der Rolle des Boxers ‚Iceman‘ Chambers beerbt, ist er damit wie geschaffen.
Im europäischen Ostblock, wo die Produktionsbedingungen günstig und die Kulissen ohne Zutun marode sind, steht der arrogante Chambers für einen Werbespot vor der Kamera. Sein Ruhm ist weitgehend verblasst, Angebote wie dieses sichern das Einkommen. Kriminelle Geschäftsleute sähen den amerikanischen Ex-Champion gern wieder im Ring. Und weil sie in einem Gefängnis illegale Kämpfe organisieren, ergibt sich die Möglichkeit durch untergeschobene Drogen. Chambers landet im russischen Knast und tut, was er am besten kann: Er verteilt Fäuste. Nur gegen den ungeschlagenen Häftling Boyka (Scott Adkins, „Unleashed“) will er nicht antreten. Also machen sich die Gangster daran, den Willen des Edelknackis zu brechen.
Dankbar saugt der Plot gängige Knastfilmklischees auf und schafft einen Hintergrund, den es in dieser Form schon dutzendfach zu sehen gab. Über diesem Nichts an Handlung thront aber die gebündelte Kompetenz von Regisseur Isaac Florentine („Fight of the Dragon“) und Choreograph J.J. Perry („The Silent Force“). Der erste sorgt für einen Look, der dem üblicher Actionstreifen ohne Leinwandpotential deutlich überlegen ist, der zweite für spektakulär in Szene gesetzte Martial-Arts-Einlagen mit erhöhtem Gewaltanteil. Nahezu entfesselt fallen die Opponenten im Ring übereinander her. Gespickt mit effektiv fotografierten Zeitlupensequenzen darf erst der russische Kämpfer Boyka sein Können unter Beweis stellen. Weil der aber schier unbesiegbar erscheint, soll der erfahrene Chambers ihm die Stirn bieten und den Drahtziehern die Taschen füllen. Als der Boxer nach hartem Traktat schließlich zustimmt, steht einem spektakulären Showdown nichts mehr im Wege.
Das „Undisputed 2“ Klischees bedient, liegt in der Natur des B-Films. Das sich diese aber überlisten lässt, zeigt sich an der Figur des hünenhaften Boyka. Der entpuppt sich am Rande als Schachspieler und Bücherwurm, was das manifeste Bildnis des hirnlosen Totschlägers angenehm ironisch untergräbt. Auf der anderen Seite aber wird eifrig bei „Rocky“ und „Knastfighter“ geklaut, wenn sich die Kämpfer auf das große Kräftemessen vorbereiten oder einfach mal Statisten vermöbeln. Hat die Action Pause, wird knietief im Kitsch gewatet: Der zottelige Rollstuhlfahrer Eli Danker („Special Forces USA“) darf als Mentor in Sachen Bescheidenheit auf Chambers einwirken, während Junkie Ben Cross („The Mechanik“) tragische Töne anstimmt. Durchdacht ist der konzeptionelle Rahmen nicht. Schließlich wird trotz akuter Ideenlosigkeit versucht, eine Geschichte zu erzählen. Sieht man aber über diese hinweg, bleibt ein überzeugender Actionfilm. Und das ist eine durchaus faustdicke Überraschung.
Wertung: (6 / 10)