Undeclared War (HK 1990)

undeclared-warRingo Lam ist einer der wegweisenden Regisseure des modernen Hongkong-Actionkinos. Ihm zu Eigen ist ein betont realistischer Stil, der oft in deutlichem Kontrast zum stilisierten Blutvergießen eines John Woo steht. Sein Oeuvre beschränkt sich dabei auf nüchterne Unterweltdramen wie „City on Fire“, wenn sich mit der Martial-Arts-Komödie „Twin Dragons“ oder dem übersteigerten Action-Comic „Full Contact“ auch von der kühlen Authentizität abweichende Werke in seinem Schaffen finden. Mit Blick auf die Übergabe der britischen Kronkolonie an China versuchte er außerhalb der Heimat Fuß zu fassen und drehte mit „Undeclared War“ (1990) einen Terrorismus-Thriller mit internationaler Besetzung.

In Hongkong müssen sich der lokale Ermittler Bong (Danny Lee, „Run and Kill“) und der CIA-Agent Redner (Peter Liapis, „Ghoulies“) zusammenraufen, um dem gesuchten Attentäter Hannibal (Vernon G. Wells, „Phantom Commando“) das Handwerk zu legen. Als Anführer der Kapitalismusfeindlichen „Weltbefreiungsfront“ plant dieser einen Anschlag auf die US-Wirtschaftsdelegation. Über eine gefasste Verbündete des Terroristen versucht Redner, der sich für die Ermordung eines Freundes an Hannibal rächen will, den Feind aus der Reserve zu locken. Doch hat der längst Kontakt zu Bongs Geliebter, der Fernsehjournalistin Ann (Rosamund Kwan, „Projekt B“) aufgenommen, um das ungleiche Gespann in eine Falle zu locken.

Die gern zitierte Stärke von Lams Filmen verkehrt sich bei „Undeclared War“ ins Gegenteil. Der um Realismus bemühte Erzählstil verfehlt seine Wirkung durch klischeebeladene Milieus und durchgehend blasse Darsteller. Wie im Wachkoma wabern drittklassige US-Mimen und teilnahmslose Hongkong-Stars durch zähe Spielszenen und Dialoge voll unfreiwilliger Komik. Wo es den Akteuren an Charisma fehlt, lässt die Regie zu allem Überfluss das notwendige Tempo vermissen. Der auf politischen Zündstoff gebürstete Plot bleibt nur eine Blase, die weder der eigenen Ernsthaftigkeit noch der Qualität internationaler A-Produktionen gerecht wird.

Auch die Wendungen der Geschichte bleiben ohne jeden Anflug von Spannung. Aufmerksamkeit erregt allein die Action. Vereinzelt wirkt das teils heftige Blutbeutelbersten – dank der DVD-Veröffentlichung von Atomik Films/Ascot Elite erstmals ungeschnitten in Deutschland zu sehen –, als flösse den todgeweihten Chargen feinkörniger Sand in roter Farbe durch die Adern. Doch zumindest in dieser Hinsicht gibt sich Lam keine Blöße. Über die mangelnde Klasse des Gesamtwerks täuschen die bleihaltigen Lichtblicke hingegen nur bedingt hinweg. Der Film ist schwach, bleibt dabei aber zumindest nicht frei von Unterhaltungswert. Die Tore gen Westen öffneten sich für den Regisseur so jedenfalls nicht.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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