Seit mehr als 10 Jahren warten eingefleischte Splatter-Fans auf eine Fortführung des trashig-skurrilen Stilismus des aktuellen Hollywood-Heroen Peter Jackson und dessen 1993 entstandenem Kult-Blutbad „Braindead“. Dass der „Herr der Ringe“-Regisseur die Messlatte des bluttriefenden Horror-Ulks mit nur drei Filmen schier unerreichbar hoch ansiedelte, ließ unzählige Folgewerke in der Gunst und den kritischen Augen vieler Fans schlicht durchfallen. Ein Fünkchen Hoffnung keimte im Zuge des letztjährigen Fantasy Filmfestes in der Europapremiere des australischen Genrebeitrages „Undead“ auf, dem überraschenderweise eher zwiespältig aufgenommenen Regiedebüt der Gebrüder Peter und Michael Spierig. Denn im Grunde birgt der Streifen all jene Attribute, die das Herz des geneigten Gore-Hounds höher schlagen lassen müssten: ausgewogenen Splatter, makabren Humor und eine gehörige Portion Trash.
Als das verschlafene Nest Berkeley im australischen Hinterland von einem mysteriösen Meteoritenschauer erfasst wird, sinkt mehr als nur einer der sichtlich überraschten Einwohner mit einem Loch von den Ausmaßen eines Fußballs in der Magengegend zu Boden. Prekär gestaltet sich die Situation, da alle Opfer in Windeseile zu untoten Kreaturen mit erhöhter Mordlust mutieren und emsig über die Lebenden herfallen. Einige wenige Überlebende verschanzen sich im ländlich gelegenen Wohnsitz des undurchsichtigen Waffennarren Marion (Mungo McKay, „Inspector Gadget 2“), eine schießfreudige Mischung aus Farmer und Gunslinger, der neben einem dreiläufigen Schrotgewehr auch in der Lage scheint, aus jeder Körperöffnung neuerliches Schießgerät ans Tageslicht zu fördern. Um den unheimlichen Geschehnissen auf den Grund zu gehen, wagen sich die Verbliebenden schließlich aus ihrem Versteck. Doch gegen die Überraschungen, die auf die Beteiligten warten, scheint auch der ausgiebigste Einsatz von Feuerwaffen machtlos.
Mit einem Budget von weniger als einer Million US-Dollar zelebrieren die Spierigs ihren individuellen Weltuntergang in der australischen Provinz und überraschen bei fortschreitender Entwicklung durch technische Versiertheit und einer Fülle ausgereifter Effekte. Der augenzwinkernde Humor reicht von parodistischen Querverweisen an die B-Movies der 50er-Jahre über Motive des Westerns bis hin zur allgegenwärtigen Hommage an Peter Jackson, George A. Romero und Sam Raimi. Stilvoll überzogen gespielt und untermalt von einem der Tradition ausufernder Hollywood-Epen verpflichteten Score, steht die ironische Gewaltdarstellung der Gebrüder Spierig nie im Vordergrund, sondern stellt eher turbulente Intermezzi im Sud der eigentümlich verschachtelten Handlungsfolge dar. So werden eher sporadisch und beiläufig Fäuste durch Hinterköpfe getrieben, Zombies in Stücke geschossen oder Gliedmaßen vom zugehörigen Torso separiert.
Vorherrschende Kurzweil besiegt spielend kleinere Längen und Durststrecken im Mittelteil und siedelt das überzeugende Finale, in dem gar außerirdische Besucher zum Tragen kommen, im Stile einer „Twilight“-Episode an. Peter und Michael Spierig, die sich bei ihrem Regiedebüt für das Drehbuch, die Inszenierung, den Schnitt und die Produktion verantwortlich zeigen, haben mit „Undead“ eine überzeugende und in Anbetracht des verschwindend geringen finanziellen Fundamentes bemerkenswerte Symbiose aus Science-Fiction und Gore-Trash geschaffen. Trotz aufkeimenden Homemade-Splatter-Charmes scheinen überdrüssige Vergleiche zum Neuseeländischen Filmemacher Peter Jackson unangebracht, nimmt das ideenreiche wie phantasievolle Brüderpaar doch seine ganz eigenwillige Nische in Beschlag. Ob dies allerdings ausreicht, dem Genre frisches Blut zu injizieren, liegt wie so häufig auch hier im Ermessen eines jeden Zuschauers.
Wertung: (6,5 / 10)