Two-Lane Blacktop – Aspahltrennen (USA 1971)

two-lane-blacktop-asphaltrennenIndependent-Filmer Monte Hellman („The Cockfighter“) fristet in Hollywood ein Schattendasein. Seine Werke sind unterschätzt, er selbst stellte sich meist in den Dienst anderer. Als Cutter bei „Die Killer Elite“, Second Unit Director bei „The Big Red One“ oder Ausführender Produzent bei „Reservoir Dogs“. Mit „Two-Lane Blacktop“, seiner (vielleicht) bekanntesten Arbeit als Regisseur, widmete sich Hellman 1971 dem Autokino, dem Geist subkultureller B-Movies. Doch über dem in Deutschland mit dem Zusatztitel „Asphaltrennen“ versehenen Streifen schwebt die Aura des New Hollywood, die Befreiung des kreativen Selbstbewusstseins durch eine Generation junger Wilder.

Dennis Hopper machte mit „Easy Rider“ vor, wie das vom Muff des Studiosystems endgültig befreite Kino einer neuen Ära aussehen konnte. In eine ähnliche Kerbe wie Hopper schlug auch Hellman. Nur entblößt sein Beitrag zum freiheitlichen Zeitgeist eine unter der Oberfläche schlummernde Traurigkeit, die den Mythos des unbändigen Individualismus über Desillusionierung und Einsamkeit verzerrt. Seine Figuren haben nicht einmal Namen. Da sind der Fahrer und der Mechaniker, gespielt von den einmalig als Schauspielern auftretenden Musikern und Jugendidolen James Taylor und Dennis Wilson, dazu das Mädchen (Laurie Bird) und der Rivale GTO (Warren Oates, „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“).

Die ersten beiden sind Nomaden der Straße. Mit ihrem aufgedonnerten 55er Chevy jagen sie über den Asphalt und machen dort Halt, wo es mit dem illegalen Kräftemessen der Boliden schnelle Dollar zu verdienen gibt. Das Mädchen greifen sie als Anhalterin auf. Mit ihr kreuzen sie auf unbestimmtem Wege gleich mehrfach die Fahrt von GTO und seinem gleichnamigen Pontiac. Er hat die Jugend – und die Gesellschaft – längst hinter sich gelassen, trägt unifarbene Wollpullover und greift der Gesellschaft Willen Anhalter auf, deren Allüren und Attitüden ihm bald auf den Geist gehen. Abwechslung verspricht ein Rennen durch die USA, Pontiac gegen Chevy, bei dem der Gewinner die Wagenpapiere des Verlierers erhält.

Dieser Wettstreit ist der Rahmen des Plots und zugleich nur Fassade. Denn Hellman geht es nicht um den Ausgang des Rennens – das wird nicht einmal zu Ende gefahren –, sondern die Gegenüberstellung der Protagonisten. Während Ruhe- und Zwangspausen der Fahrer zeichnet er einen Gegenentwurf zur verklärten Romantisierung der „Easy Rider“. Das Leben auf der Straße ist kein leichtes. Es ist von der zähen Monotonie des Kilometerfressens geprägt, allen voran von der schier ausweglosen Obsession der Fahrer. Die Figuren bleiben vage, wie ihre Ziele. Das nüchterne, eine geradlinige Narration aussparende Drama verzichtet auf jedes Pathos und zeigt die Protagonisten als das, was sie sind: Gefangene der Fahrzelle. An eben diesem Kerker zerschellt der Traum von grenzenloser Freiheit.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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