„Who the hell has the luxury of friends? I’ve got allies and enemies. There’s no room for anything else.“ – Dalton Trumbo
Die absurdesten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Eine davon ist die des Hollywood-Drehbuchautors Dalton Trumbo. Der, 1905 in Colorado geboren, war Mitglied der Kommunistischen Partei der USA und rückte in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg unweigerlich in den Fokus der aufkommenden Jagd auf potenzielle Systemfeinde und Sowjet-Spitzel. Als er sich 1947 unter Berufung auf die Verfassung weigerte, vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe auszusagen, wurde er mit Berufsverbot belegt. Der gewitzte Kreative ließ sich davon jedoch nicht aus der Fasson bringen.
In „Trumbo“ nimmt sich Komödien-Spezialist Jay Roach („Meine Braut, ihr Vater und ich“) der außergewöhnlichen Vita des legendären Schreiberlings an und würzt gängige Biopic-Standarten mit einer überraschend leichtfüßigen Inszenierung. Der Film ist kein großes Drama, sondern ein mitunter kauziges Pamphlet für künstlerische und politische Freiheit. Verkörpert wird jener unerschütterliche Idealist Dalton Trumbo von „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston, der für seine sehenswerte Leistung eine Oscar-Nominierung erhielt. Unterstützt wird er von einem prominenten Ensemble, das in gefälligem Zeitkolorit zu spielstarker Form aufläuft.
Der Gegenwind eingefleischter Patrioten, solchen wie Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren, „Die Queen“) oder Schauspiel-Patriot John Wayne (weit weg vom Original: David James Elliott, „J.A.G.“), lässt die Studios von Trumbo und Schicksalsgenossen (u.a. Louis C.K., „Louie“) Abstand nehmen. Wie das Beispiel Edward G. Robinson (Michael Stuhlbarg, „A Serious Man“) – historisch nicht durchweg akkurat – zeigt, halten diesem Druck nicht alle stand. Doch Trumbo findet einen anderen Weg: Er schreibt unter Pseudonym Drehbücher, gerät jedoch in Bedrängnis, als seine Vorlagen zu „Ein Herz und eine Krone“ und „Roter Staub“ Oscars gewinnen. Einen verlässlichen Partner findet er in B-Produzent Frank King (John Goodman, „Argo“), mit dessen Engagements er auch gefallenen Kollegen Arbeit beschert.
Die mit sozialem Abstieg und gesellschaftlicher Ächtung einhergehenden Probleme haben vor allem Auswirkungen auf Trumbos Familie. Doch Frau (Diane Lane, „Die Hollywood-Verschwörung“) und Kinder (u.a. Elle Fanning, „Super 8“) halten trotz aller Widrigkeiten zu ihm. Das wirkt streckenweise ein wenig oberflächlich, erhält durch Cranstons Performance aber die nötige Eindringlichkeit. Sein prinzipientreuer Sturkopf ist ein Getriebener, dem auf dem Weg zur späten Rehabilitation zwar die Kontrolle zu entgleiten droht, nicht aber die Zuversicht abhandenkommt. Das soll sich auszahlen, als ihn Hollywood-Star Kirk Douglas (verblüffend nah am Original: Dean O’Gorman, „Der Hobbit“) als Drehbuchautor für „Spartacus“ engagiert und ihn Otto Preminger (Christian Berkel, „Codename U.N.C.L.E.“) für „Exodus“ verpflichtet. Ein insgesamt wenig meisterliches, dafür sehenswertes und überaus unterhaltsames Werk.
Wertung: (7,5 / 10)