Auf seine alten Tage wird Steven Seagal („Einsame Entscheidung“) auch nicht beweglicher. Das gilt einerseits für den fülligen, im Nahkampf meist gedoubelten Leib, und andererseits das starre Antlitz, dem trotz des Mehr an Falten auch keine weiteren Gesichtsausdrücke zuzumuten sind. Die Qualität seiner Filme entspricht in der Regel den ihm eigenen mimischen Fähigkeiten – und auch die TV-Serie „True Justice“ erfährt durch Seagals Mitwirkung vor wie hinter der Kamera höchstens prominente Zugkraft mit B-Vorschub.
Je zwei Episoden der ersten Season wurden zu Spielfilmen gebündelt und separat in die Videotheken gespült. Dem Erfolg dürfte das zuträglich sein, an der überschaubaren Qualität rüttelt das jedoch nicht. Part sechs, „Urban Warfare“ betitelt, zeigt Seagals Elijah Kane nebst undercover operierendem Spezialisten-Team anfangs bei der Fahndung nach einem Serienvergewaltiger und Mörder. Das letzte Opfer war Lehrerin an einer Privatschule. Deren Direktor scheint etwas zu verbergen. Aber ist er wirklich der Schuldige?
Daneben gilt das Interesse aber vor allem Kane selbst, der von seiner undurchsichtigen Vergangenheit als Regierungsbeamter eingeholt wird. Als ihm zwei Killer auflauern, verleiht der Kampfkoloss dem Credo „erst schießen, dann fragen“ in gewohnter Manier Ausdruck. Er beginnt alte CIA-Kontakte abzuklopfen, das Motiv erschließt sich ihm jedoch vorerst nicht. Licht ins Dunkel bringt ein klischeehafter Rückblick nach Afghanistan, wo Kane mit angeleimtem Bart und ohne nachzuladen eine Horde (Top-)Terroristen auslöscht.
Die Kollegen ziehen derweil gegen schießwütige russische Diamantenschmuggler zu Felde, die die Konkurrenz mit Gewalt aus dem Geschäft drängen wollen. Der Weg zur Gerechtigkeit ist auch diesmal schmerzhaft. Aber es trifft ja stets die Richtigen, so dass der Zweck – wie so oft im Oeuvre Seagals – die Mittel heiligt. Trotz der wiederum hohlen Dialoge und flacher Figuren ist „Urban Warfare“ aber routinierte Thriller-Kost mit reichlich Action. Zum Highlight wird „True Justice“ damit auch in sechster Instanz nicht. Aber nach niveauvoller Unterhaltung wird die verbliebene Anhängerschaft Seagals auch kaum verlangt haben.
Wertung: (4 / 10)