Die amerikanische TV-Landschaft ist voller herausragender Serien, die sich in Sachen Produktion und schauspielerischer Güte längst mit klassischer Kinounterhaltung messen können, diese nicht selten sogar überragen. In diesem Metier etablieren sich immer häufiger Akteure von Weltruhm, denen es an reizvollen Angeboten aus Hollywood mangelt. Bestes Beispiel ist die fünffach Oscar-nominierte Glenn Close, die neben ihrer viel beachteten Gastrolle in „The Shield“ vor allem als Hauptdarstellerin von „Damages“ glänzt.
Dass es auch anders geht, beweist der seit Jahren auf preiswerte B-Action geeichte Chefstoiker Steven Seagal, der in der Fernsehreihe „True Justice“ zum Anführer einer undercover operierenden Spezialeinheit der Polizei von Seattle berufen wird. Anstatt die 13 Episoden der ersten Staffel in einem Abwasch zu veröffentlichen, werden jedoch Einzelteile in Spielfilmlänge auf DVD in den Verleih gebracht. Nicht einmal eingefleischte Seagal-Fans dürften sich von dieser Politik noch neppen lassen.
Denn obwohl „True Justice“ handwerklich solide umgesetzt ist, krankt das Format an blassen Figuren und reizarmen Actioneinlagen, die den Mangel inhaltlicher Substanz kaum kaschieren können. Der unter dem Titel „Deadly Crossing“ präsentierte Pilot samt dazu gehöriger erster Episode, gedreht von Keoni Waxman (drehte mit Seagal auch „The Keeper“ und „A Dangerous Man“), zeigt den von Seagal gespielten Elijah Kane mit seinen Untergebenen im Kampf gegen den brutalen Drogendealer Nikoli (Gil Bellows, „Ally McBeal“).
Kanes Team erfüllt diverse Stereotypen und verbindet den pflichtbewussten Afroamerikaner, den draufgängerischen Macho und zwei resolute Kolleginnen, eine davon der Frischling der Truppe, die sich gegen die üblichen Vorurteile behaupten müssen. Aber die Charaktere bleiben nicht nur flach, sie wecken auch keine Empathie. Genau wie der Fall, der mit dem Doppelmord an einem asiatischen Ehepaar beginnt und über sporadische, unmotiviert wüste Schießereien in „The Shield“-Optik seinem absehbaren Ende entgegen strebt.
Seagal, der für den Piloten auch das Drehbuch verfasste und einen seiner Songs zum Soundtrack beisteuerte, wird in bemüht ironischen Anflügen zum begehrten (und zudem von einer manischen Verehrerin verfolgtem) Lover aufgebauscht, in den wenigen Kampfeinsätzen aber wieder eifrig gedoubelt. Überzeugend jedenfalls ist wenig an diesem ereignisarmen Standard-Krimi, der der mittlerweile etablierten Qualität im US-(Bezahl-)Fernsehen meilenweit hinterherläuft.
Wertung: (3,5 / 10)