Gute Gründe gab es eigentlich nicht, „True Justice“ nach dem mauen Serienauftakt „Deadly Crossing“ die Treue zu halten. Erst recht nicht, weil Staffel eins der Standard-TV-Kost über ein halbes Dutzend Videopremieren mit je zwei zusammengefassten Episoden in Spielfilmlänge verteilt ist. Aber das Publikum spielt mit. Denn auf jedem Cover prangt das füllige Konterfei des Steven Seagal („Belly of the Beast“), dessen Name zumindest beim anspruchsresistenten Fachpublikum noch einen gewissen Wohlklang aufweist.
Dass es auch den einstigen Actionstar, der im Reality-TV-Format „Lawman“ bereits einschlägige Erfahrungen sammeln konnte, auf die Mattscheibe verschlagen hat, sei ihm im Sinne der Alterssicherung gegönnt. Nur könnte die von Joe Halpin (produzierte seit Mitte der Nullerjahre nahezu sämtliche Seagal-Vehikel) entwickelte Reihe kaum belangloser sein. Im wiederum von Keoni Waxman („Sweepers“) gedrehten Thriller begeben sich Polizeioffizier Kane (Seagal) und sein Undercover-Team auf Mörderjagd. Denn in Seattle treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der blonde Frauen stranguliert, sich an ihnen vergeht und die Leichen mit Symbolen chinesischer Schwarzmagie im Stadtgebiet platziert.
Die Opfer sind Nachtclub-Tänzerinnen. Und weil Kollegin Sarah (Sarah Lind, „Severed“) genau ins Beuteschema des Täters passt, wird sie als Lockvogel eingesetzt. Weil diese durchaus solide inszenierte Ermittlungsarbeit – inklusive Gastauftritt von „Star Trek“-Urgestein George Takei – allein aber offenbar nicht ausreicht, um die niedrig gesteckten Erwartungen zu erfüllen, müssen zwischendurch die Fäuste sprechen. So dürfen Seagal und Co. in selbstzweckhaften Action-Intermezzi das Tempo steigern, sich hier und dort prügeln oder ein wüstes Feuergefecht mit Waffenhändlern anzetteln. Zur Halbzeit stellt Kane den Täter. Nur das Morden endet nicht. Statt Stripperinnen sind es plötzlich Polizistinnen.
Der Druck wächst und zu allem Überfluss wird Kane ein Partner zur Seite gestellt, dessen fragwürdige Methoden Konflikte (und Handkanten) praktisch unumgänglich machen. Dazu kommt der schmierige Polizeireporter Toole (Michael Eklund, „Smokin‘ Aces 2“), der als Hauptverdächtiger bald ins Visier der Fahnder gerät. Nach dem routiniert bei der Stange haltenden Auftakt kehrt „Dark Vengeance“ mit der Fortsetzung der Mordserie durch den Trittbrettfahrer ins gläsern vorhersehbare und schrecklich banale Qualitätstief des Piloten zurück. Die Serie verbleibt damit deutlich unter Mittelmaß. Aber von Seagal ist man ja eigentlich nichts anderes mehr gewohnt.
Wertung: (3,5 / 10)