Sagt ein Programm zum anderen: „Glaubst du an deinen User?“ Damit willkommen in der Welt von „Tron“, Disneys Vorstoß ins Zeitalter der computergenerierten Bilder. Nach heutigem Maßstab wirkt das wie Pixelklump in rot und blau, bedeutete zu Beginn der Achtziger jedoch einen tricktechnischen Quantensprung. Autor und Regisseur Steven Lisberger („Slipstream“) vermischt Animationen mit Realaufnahmen, beruft sich bei aller visuellen Novität aber nur auf inhaltliches Märchenland von der Stange. Ebenso synthetisch wie die Bilder ist auch die Musik, für deren Komposition sich Wendy Carlos („Clockwork Orange“) verantwortlich zeichnet.
Erzählt wird der Kampf des jungen Programmierers Flynn (Jeff Bridges, „Arlington Road“) gegen Ed Dillinger (David Warner, „Time Bandits“), den Vorstand eines mächtigen Medienunternehmens. Mehr noch dessen Geschäfte überwachendes Master Control Program (MCP), das wahrlich nichts Gutes im Schilde führt. Um Beweise für Dillingers dubiose Machenschaften zu sammeln, hackt sich Flynn in den Firmencomputer ein. Das Streben nach Allmacht aber lässt das MCP gegen die User, respektive die Menschen aufbegehren, saugt den Eindringling buchstäblich auf und lässt ihn auf den Spielerastern um seine Existenz kämpfen.
Im Innern des Rechners trifft der Gefangene aus der realen Welt auf vermenschlichte Software und die Schergen des MCP. Zusammen mit Tron, einem von Flynns Freund Alan Bradley (Bruce Boxleitner, „Babylon 5“) entwickelten Sicherheitssystem, wagt er die Rebellion. Die Gegenwehr der Verwaltungsprogramme bleibt dabei visionärer Kinderquatsch in farbreduzierter Optik. Der Plot setzt auf das bewährte Schema Gut gegen Böse und mischt munter Versatzstücke aus Science-Fiction-, Historien- und Kriegsfilm bei. Das digitale Regime ist ein unterbelichtetes Panoptikum sich überlagernder Flächen, die Protagonisten stecken in partiell beleuchteten Ganzkörpermonturen, die lediglich das Gesicht aussparen.
Dieser zwischen Fotonegativ und Stummfilm angesiedelte Look wirkt angenehm befremdlich, ermüdet mit seinen wiederkehrenden Bilderfluten aber zunehmend. Die fantasievoll angestaubte Systembefreiung erreicht ihre stärksten Momente in der Vorbereitung auf die großen Spiele, wo mit Cyber-Motorrädern um die Wette gebraust wird. Daneben aber sind die Dialoge oft unfreiwillig komisch und der Verlauf trotz optischer Ungewöhnlichkeit zu vorhersehbar. „Tron“ bleibt pralles Augenfutter für junggebliebene Computer-Nerds, daneben jedoch allen voran ein recht abstruses Fantasy-Spektakel. Trotz filmhistorischer Relevanz sind die denkenden Computer damit ein Fall für die Mottenkiste.
Wertung: (5 / 10)