Als sich der Disney-Konzern 1982 an „Tron“ wagte, steckte die Computertechnik noch in den Kinderschuhen. Aus heutiger Sicht wirkt das visionäre Neon-Märchen um die Lebendigkeit von Prozessoren und Programmen zwar reichlich antiquiert, für die Tricktechnik und vor allem den Geist des Machbaren bedeutete es jedoch einen Quantensprung. In der Gegenwart gehören CGI-Effekte längst zum unterhaltungswirtschaftlichen Alltag. Die späte Fortsetzung „Tron: Legacy“ hätte also visuell schon ganz große Kaliber auffahren müssen, um sich von den immer aufwändigeren Bilderwelten anderer Blockbuster abheben zu können. Überraschenderweise enttäuscht der Film aber vor allem auf dieser Ebene.
Erwartungen an den Plot hatte wohl niemand ernsthaft gestellt. Bereits das reichlich naive Original nutzte die nur allzu simple Geschichte als Sprungbrett für nie gesehene optische Reize. Zwar bringt das Sequel Jeff Bridges („Crazy Heart“) als Software-Entwickler Kevin Flynn zurück, statt bombastischer Schauwerte regiert allerdings weitgehend Langeweile. Das zeigt bereits der ins Jahr 1989 zurückblickende Auftakt, der den digital verjüngten Bridges am Bett seines Sohnes von den unglaublichen Erlebnissen im Innern des Rechners erzählen lässt. Kurz darauf ist Flynn wie vom Erdboden verschluckt. Jahre später, Sohnemann Sam (Garrett Hedlund, „Troja“) ist mittlerweile zum stattlichen Manne gereift, soll sich das Rätsel endlich lösen.
Durch eine mysteriöse Nachricht wird Sam an die alte Wirkungsstätte des Vaters gelockt, wo er in einem verborgenen Raum auf jene Maschine stößt, die Kevin einst in die Datenwelt schickte. In einer solchen findet sich bald natürlich auch der junge Flynn wieder. Und so folgt „Tron: Legacy“ grob der Vorgabe des Erstlings, fährt ein Ebenbild des jungen Kevin als schurkischen Despoten Clu auf und hetzt Sam durch bekannte Gladiatoren-Spiele mit fliegenden Datendiscs und allerlei hochtechnisierten Fahr- und Fluggeräten, ehe ihn die reizende Quorra (Olivia Wilde, „Dr. House“) rettet und mit dem als Obi Wan der Datenwelt auftretenden Vater vereint. Der nämlich sitzt in der virtuellen Parallelwelt fest und verbirgt sich vor Widersacher Clu, der mit dem gespeicherten Wissen des menschlichen Weltenschöpfers die Realität zu erobern sucht.
Positiv herauszustellen ist nur wenig in diesem sich selbst viel zu ernst nehmenden Sci-Fi-Abenteuer. Neben dem elektronischen Soundtrack von Daft Punk, der mal treibend, dann wieder reduziert zumindest ein wenig Atmosphäre schafft, sticht Nebendarsteller Michael Sheen („Frost/Nixon“) heraus, der die Figur des auf seinen Vorteil bedachten Vergnügungsprogrammes mit einer Varieté-haften Hysterie anreichert, die dem Rest des Films leider völlig abgeht. Die wenigen Anflüge von Humor wirken steif und selbst die in tristes Grau getauchte digitale Neonwelt bleibt Faszination und Einzigartigkeit weitgehend schuldig. Der Aufwand der Produktion ist enorm, nur bleibt die Wirkung verschwindend gering. Das Original verfügt immerhin noch über nostalgischen Wert. Ob man sich in Jahren auf ähnliche Weise an diesen zähen Aufguss erinnern wird, erscheint hingegen äußerst fraglich.
Wertung: (4 / 10)