Triple Frontier (USA 2019)

Was tun, wenn einen das System im Stich lässt? Fünf Männer, die ihr Leben über Jahrzehnte für Freiheit und Vaterland riskiert haben, stehen nach dem Ende ihrer Militärkarriere mit nahezu leeren Händen da. Was bleibt ist ein verwegener, potentiell lebensgefährlicher Plan, der finanzielle Unabhängigkeit verspricht. Stoffe wie dieser können reißerisch aufgezogen werden. Alternativ auch humoristisch. Oder eben so, wie Regisseur J. C. Chandor („A Most Violent Year“) das lediglich auf den ersten Blick mit Blockbuster-Anmutung versehene Action-Drama „Triple Frontier“ auf Zelluloid gebannt hat. Denn die Netflix-Produktion steht trotz letztlich verwässertem Tiefgang in der Tradition von Filmemachern wie Taylor Sheridan („Wind River“).

Das bedeutet ein gesteigertes Augenmerk auf die Figuren und überdies eine emotionale Distanz, die das Handeln der Glücksritter mit einer zunehmenden Bitterkeit unterfüttern hilft. Auf dem Weg dorthin erfolgt eingangs die notwendige Vorstellung der Protagonisten und ihrer täglichen Konflikte: Tom Davis (Oscar-Preisträger Ben Affleck, „Argo“), ehemaliger Befehlshaber der Gruppe, versucht sich am Verkauf von Immobilien. Mit bescheidenem Erfolg. Für den Unterhalt der Ex-Frau und der gemeinsamen Tochter genügt das mitnichten. William Miller (Charlie Hunnam, „King Arthur“) hält vor Rekruten den ewig gleichen pathetisch-patriotischen Vortrag. Sein Bruder Ben (Garrett Hedlund, „Mudbound“) steigt als MMA-Kämpfer in den Ring. Und Pilot Francisco Morales (Pedro Pascal, „Narcos“) hat Ärger mit dem Gesetz. 

Einzig Santiago Garcia (spielte mit Hedlund auch in „Mojave“: Oscar Isaac) ist noch an vorderster Front aktiv – wenn auch lediglich als Unterstützung der kolumbianischen Polizei beim Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität. Bei einer Visite in den USA trommelt er die alten Gefährten zusammen. Als unerkannt eingereiste Freelancer sollen sie das Geheimversteck von Kartellboss Lorea (Reynaldo Gallegos, „American Sniper“) ausspähen. Den entscheidenden Tipp liefert Informantin Yovanna (Adria Arjona, „Pacific Rim: Uprising“), die für Lorea als Kurierin arbeitet. Doch Garcia handelt nicht im Auftrag der kolumbianischen Regierung, sondern auf eigene Rechnung. Immerhin hortet der Drogenbaron in seinem verborgenen Dschungel-Anwesen ein gigantisches Vermögen. Genau darauf hat es Garcia mit Hilfe der Gefährten abgesehen.

Die sind anfangs wenig begeistert, raufen sich aber schließlich zusammen, um für ein Leben in Reichtum ein letztes Mal über Leichen zu gehen. Das heißt, eigentlich soll es nur eine sein: Lorea. Aber wie so oft in Leben und Film: Es läuft schief, was schieflaufen kann. Unter Chandor, der das nach etlichen Produktionsquerelen seit 2011 immer wieder auf Eis gelegte Projekt schlussendlich für Netflix fertigte, büßt das von ihm selbst überarbeitete Skript jedoch augenscheinlich einen Teil seines Potentials ein. Ursprünglich sollte Kathryn Bigelow Regie führen und das von ihrem angestammten Autorenpartner Mark Boal (beide erfuhren für „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ Oscar-Ehren) verfasste Drehbuch inszenieren. Das Mehr an kritischer Geisteshaltung lässt sich bei dieser Konstellation unschwer erahnen.

Selbst wenn er konsequent darauf verzichtet, die Story als als konfliktreichen Heist-Thriller mit stattlichem Actionanteil und rachsüchtigen Kartellschergen auszulegen, kann Chandors Version den Stallgeruch des Männerabenteuers nicht vollends entkräften. Geschossen wird insgesamt wenig, dafür aber unvermittelt und dreckig gestorben. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Loyalität der kriminellen Ex-Soldaten, die beim Versuch, die Beute mit einem klapprigen Hubschrauber außer Landes zu schaffen, auf eine harte Probe gestellt wird. Nicht allein beim schicksalhaften wie unfreiwilligen Zwischenstopp in einem Bergbauerndorf stellt sich die Frage, wie viel Reichtum die eigene Unversehrtheit wert erscheint. Das weitgehend nüchterne Moralstück verhandelt die flexiblen ethischen Standpunkte seiner Anti-Helden ordentlich. Das um versöhnliche Töne bemühte Ende wird diesem keineswegs perfekten, aber doch weitgehend ansprechenden Vorlauf indes kaum gerecht. Dass „Triple Frontier“ selbst in den USA nur kurz im Kino gezeigt wurde, verwundert daher, Netflix hin oder her, bestenfalls bedingt.

Selbst wenn er konsequent darauf verzichtet, die Story als als konfliktreichen Heist-Thriller mit stattlichem Actionanteil und rachsüchtigen Kartellschergen auszulegen, kann Chandors Version den Stallgeruch des Männerabenteuers nicht vollends entkräften. Geschossen wird insgesamt wenig, dafür aber unvermittelt und dreckig gestorben. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Loyalität der kriminellen Ex-Soldaten, die beim Versuch, die Beute mit einem klapprigen Hubschrauber außer Landes zu schaffen, auf eine harte Probe gestellt wird. Nicht allein beim schicksalhaften wie unfreiwilligen Zwischenstopp in einem Bergbauerndorf stellt sich die Frage, wie viel Reichtum die eigene Unversehrtheit wert erscheint. Das weitgehend nüchterne Moralstück verhandelt die flexiblen ethischen Standpunkte seiner Anti-Helden ordentlich. Das um versöhnliche Töne bemühte Ende wird diesem keineswegs perfekten, aber doch weitgehend ansprechenden Vorlauf indes kaum gerecht. Dass „Triple Frontier“ selbst in den USA nur kurz im Kino gezeigt wurde, verwundert daher, Netflix hin oder her, bestenfalls bedingt.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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