Tricks (USA 2003)

tricks-2003Roy Waller (Nicolas Cage) hat zwei Seiten. Auf der einen ist er ein raffinierter Trickbetrüger, auf der anderen ein von Neurosen gebeutelter Mann. Mit Partner Frank (Sam Rockwell) nimmt er gern diejenigen aus, denen es an Geld nicht mangelt, doch ist er mitnichten ein grundlegend verächtlicher Ganove. Vielmehr zelebriert er seinen Job, sofern er denn dazu in der Lage ist. Denn ohne seine Tabletten ist Roy ziemlich aufgeschmissen. Der von Frank empfohlene Seelenklempner Dr. Klein (Bruce Altman) soll helfen, die Talfahrt auf Betrugsebene zu stoppen, im Gegensatz zu Roy kann Frank sein Geld nämlich nicht zusammenhalten.

Die Gespräche mit Dr. Klein offenbaren einige von Roy verdrängte Erlebnisse, so auch seine vor etlichen Jahren in die Brüche gegangene Ehe. Aus der resultiert die 14-jährige Angela (Alison Lohman), die nun urplötzlich in Erscheinung tritt und Roys halbwegs geordnete Welt gänzlich auf den Kopf stellt. Doch Roy arrangiert sich ungewohnt schnell mit der Situation und findet rasch Zugang zum unbekannten Teenager. Nachdem beide die ersten Annäherungsversuche hinter sich gebracht haben, kommt jedoch das nächste Problem auf Roy zu. Denn Angela kommt hinter die eigentliche Tätigkeit ihres Vaters und möchte fortan in Betrügerei unterrichtet werden. Als dann auch noch der geplante große Coup nicht ganz so verläuft wie geplant, sieht es für Roy zunehmend bitter aus.

Mit „Alien“ und „Blade Runner“ schrieb Ridley Scott Kinogeschichte, für „Gladiator“ wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet. Einen Film wie „Tricks“ (Originaltitel: „Matchstick Men“) hat man von ihm aber noch nicht gesehen. Denn in seinem neuesten Werk überzeugt er weniger durch eine dichte Atmosphäre, sondern eher durch eine beinahe feinfühlige wie unterschwellig humorvollen Geschichte. Diese ungewohnten Qualitäten werden vom grandiosen Darstellerensemble förmlich zelebriert. Allen voran Oscar-Preisträger Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“) brilliert in der Rolle des neurotischen Roy Waller. Die Mimik und Gesten, mit denen Cage die alltäglichen Probleme seiner Figur herausarbeitet, fesseln bereits ab der ersten Sekunde und lange hat Cage keinen solch liebenswerten Charakter gespielt.

Neben seinem Sauberkeitsfimmel, der ihn auch mal dazu verleitet, ohne Grund das komplette Haus zu putzen oder den nur mit einem Blatt „beschmutzten“ Swimming-Pool zu reinigen, hat Roy auch noch mit etlichen anderen Macken zu kämpfen. So fühlt er sich im Freien unwohl und schließt eine Tür, bevor er sie durchquert, zunächst mehrfach. Dies lässt einige lustige Szenen zu, doch übertreibt es Scott nie, weder mit einer zu humorigen Darstellung noch mit theatralischem Ernst. An Cages Seite steht Sam Rockwell („Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“), der die etwas abgebrühtere wie nicht ganz so clevere Version von Roy markiert. Komplettiert werden die beiden von der 24-jährigen Alison Lohman („Big Fish“), die als 14-jährige (!) durchweg überzeugt.

In den Momenten, in denen ihre selbstbewusste Angela das Leben ihres Vaters im Handstreich umkrempelt, fährt Scott das humorige Moment ein wenig zurück und konzentriert sich mehr auf die Annäherung der beiden. Die geht ein wenig zu schnell vonstatten, im Sinne einer zügigen Erzählung war es aber sicherlich nicht möglich, diesem Prozess mehr Raum zu gewähren. Nur fällt Roy die Anpassung an die neue Situation, gerade gemessen an seiner Krankheit, doch eine Spur zu leicht. Manchmal wirkt „Tricks“, als hätte Scott dem Film ein wenig zu viel zugemutet, denn die Gauner-Vater-Tochter-Krimi-Komödie weiß nicht immer genau, wohin sie will. Doch die mehr als überzeugende Darstellerriege, allen voran Nicolas Cage, lassen über die ein oder andere Drehbuchschwäche hinwegsehen. Ein mal amüsanter, mal tragischer – und insgesamt vor allem gelungener – Film.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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