Transamerica (USA 2005)

transamericaAls Filmschauspielerin konnte Felicity Huffman bislang lediglich kleine Brötchen backen, bekannt wurde sie vor allem durch die prämierte TV-Serie „Desperate Housewives“. Dass sie es allerdings auch anders – und vor allem besser als viele andere Serien-Stars – kann, beweist sie in Duncan Tuckers bewegendem Road-Movie „Transamerica“.

Huffman spielt den Mann Stanley, der sich jedoch vor langer Zeit dazu entschlossen hat, eine Frau sein zu wollen. Seitdem heißt Stanley Sabrina, kurz Bree. Sie ist eine konservative, stille Person, die seit langem auf die finale Operation hin arbeitet und es in wenigen Tagen auch endlich soweit sein soll. Plötzlich jedoch erhält sie aus dem Gefängnis einen Anruf, ihr Gegenüber wünscht seinen Vater zu sprechen, Stanley. Bree beichtet ihrer Therapeutin eine kurze High-School-Affäre, weiß aber nichts von einem Kind.

Vor der für sie so wichtigen Operation soll Bree sich mit ihrem möglichen Sohn treffen, die Wahrheit allerdings verschweigt sie Toby (Kevin Zegers), der ein kleiner Junkie und Straßenstricher ist. Gemeinsam begeben sich beide auf eine lange Reise nach L.A., wo Toby als Schauspieler arbeiten möchte und Bree ihrem Schicksal entgegen blickt. Dabei kommen sich beide näher, doch Bree findet einfach nicht den Mut, Toby die Wahrheit zu sagen.

Nachdem Ang Lees Homo-Drama „Brokeback Moutain“ für reichlich Diskussionsstoff bei den moralingetränkten Amerikanern sorgte, gleichzeitig aber auch ein gehöriger Erfolg war, konnte auch Felicity Huffman mit einem eher unbequemen Thema glänzen. Der verdiente Lohn für ihre eindringliche und bewegende Performance war ein Golden Globe sowie eine Oscar-Nominierung. Man muss wirklich genau hinsehen, um Huffmann als solche zu erkennen, vielmehr hat man es scheinbar wirklich mit einem Mann in Frauenkleidern zu tun, was sicherlich schwierig genug für die Schauspielerin war.

Allerdings liegt die Glaubwürdigkeit nicht nur am Make-Up, sondern vor allem an der Darstellung Huffmans. Diese überzeugt gänzlich, sie spielt ihre unsichere Figur mit einer ungeheuren Intensität und jede ihre Gefühlsregungen, Handlungen, Sehnsüchte und Wünsche, kann man ihr förmlich vom Gesicht ablesen. Nicht minder überzeugend verkörpert Kevin Zegers („Dawn of the Dead“) den unbekannten Sohn, der sein Leben lang nur von einem normalen Leben träumen konnte und der sich nichts anderes wünscht, als seinem Vater zu begegnen. Beide harmonieren prächtig miteinander, halten aber auch die nötige Distanz zueinander.

Man hätte das sicherlich nicht einfache Thema Transsexualität anders aufziehen können. Ob nun klischeebeladener oder aufwühlender, Regisseur Duncan Tucker hat sich zumindest für die richtige von mehreren Möglichkeiten entschlossen. Sein Film will nicht aufwühlen, will nicht schockieren und nicht mahnen. Er erzählt vielmehr in leisen Tönen von den Problemen und Ängsten, die ein solches Leben mit sich bringt. Die Menschen stehen bei Tucker eindeutig im Vordergrund, nicht die Sache an sich.

Die Inszenierung von „Transamerica“ ist ruhig, manchmal sogar witzig, natürlich auch traurig. Der Spagat gelingt Tucker ausgezeichnet, sein Film wirkt nie überdreht, verkrampft oder zu gewollt. „Transamerica“ ist ein netter kleiner Film geworden, der große Skandale oder Schelte von Mr. Bush nicht braucht. Trotz zwischenzeitlicher kleiner Längen jederzeit stimmig und überzeugend, allen voran wegen seiner Hauptdarstellerin Felicity Huffman.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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