Sind bei „Töte alle und kehr allein zurück“ etwa wieder sämtliche Pferde mit deutschen Titelgebern durchgegangen? Ausnahmsweise nicht, denn neben der Übersetzung des Originals bedeutet diese Überschrift zugleich die Prämisse des Films. Es geht um einen heiklen Auftrag, den Tausendsassa Mac Kay (Chuck Connors, „Die Höllenhunde“) während des amerikanischen Bürgerkriegs für den fast geschlagenen Süden ausführen soll. Ziel ist die Kriegskasse des Feindes, die, als Dynamitladung getarnt, aus einem Depot der Yankees stibitzt werden soll.
Mit einer Handvoll Galgenvögel – unter ihnen Giovanni Cianfriglia („Drei Vaterunser für vier Halunken“) als Messer werfendes Halbblut und der sichtbar geübte Stuntman Alberto Dell´Acqua („Django, der Rächer“) als mordlüsterner Jüngling – sowie dem gerissenen Südstaatenagenten Lynch (Frank Wolff, „Leichen pflastern seinen Weg“) macht sich Mac Kay ans Werk. Pikantes Detail der Mission: Nach verrichteter Arbeit soll er seine Komplizen aus dem Weg räumen und, als hätten wir’s geahnt, allein den Heimweg antreten. Zwischen ihm und der Erfüllung des brisanten Auftrags steht allerdings eine Armee, deren Reihen mit Colts, Kanonen und harten Fäusten gelichtet werden müssen.
Was sich der verdiente Tito Carpi („Sartana – Töten war sein täglich Brot“) da Ende der Sechziger ausdachte, ist klassischer B-Movie-Stoff zwischen Spaghetti-Western und „Men on a Mission“-Actioner. Die Regie Enzo G. Castellaris („Leg ihn um, Django“) besorgt dazu kecke Ideen, die explosiven Waffengimmicks und ironisch gefärbten Typen gebührenden Raum bieten. Allerdings wirkt gerade die humorige Note deplatziert, weil sich monotone Raufereien und überspitzte Charakterklischees doch deutlich an der zynischen Selbstverständlichkeit stoßen, mit der die bunt zusammengewürfelte Söldnergruppe Leben auslöscht.
Nachgeladen wird beim munteren Scheibenschießen nicht. Dafür krepieren die Yankees mit sichtlicher Theatralik. Wäre es nicht um Castellaris wiederum einfallsreiche Inszenierung und das gelungene Spiel mit Soundtrack (Francesco De Masi, „McQuade, der Wolf“) und Kamera (Alejandro Ulloa, „Mercenario – Der Gefürchtete“), die logikfreie Action würde kaum einem launigen Standard entsprechen. Auch hätte das Schussdrittel im Arbeitslager, bei dem der plötzlich in neuer Uniform auftauchende Lynch die Bande psychologisch geschickt gegeneinander ausspielt, mehr Zuwendung verdient als der allzu breit ausgewalzte Raub des Goldes. Dennoch ist „Töte alle und kehr allein zurück“ ein ebenso ruppiger wie unterhaltsamer B-Western, der mangelnde Klasse mit reichlich Radau kaschiert.
Wertung: (6 / 10)