Woody Allen grast weiter europäische Metropolen ab. Nach London (u.a. „Match Point“), Barcelona („Vicky Cristina Barcelona“) und Paris („Midnight in Paris“) macht der alternde Stadtneurotiker in Rom Station, wo er humorige Episoden um Liebe und unerfüllte Sehnsüchte zu einer Ode an die ewige Stadt verdichtet. Dabei ist er inmitten der gewohnt schillernden Darstellerriege auch selbst wieder vor der Kamera aktiv, das erste Mal seit dem ebenfalls in London gedrehten „Scoop“ (2006). In luftig leichten, bisweilen herrlich absurden Erzählsträngen folgt er den verschiedenen Protagonisten durch sonnendurchflutete Urlauber-Stadtpanoramen bei der Suche nach Glück und Erfüllung.
Da ist Architekturstudent Jack (Jesse Eisenberg, „The Social Network“), der sich wie von der Freundin (Greta Gerwig, „Frances Ha“) prophezeit in die charmante, reizende und doch schrecklich affektierte Schauspielerin Monica (Ellen Page, „Juno“) verliebt. Gut enden kann das nicht. Aber der verirrte John (Alec Baldwin, „30 Rock“), Jacks Vorbild, weiß es als quasi-analytischer Kommentator sowieso besser. Der biedere Büroangestellte Leopoldo (Roberto Benigni, „Das Leben ist schön“) wird von Medien und Öffentlichkeit plötzlich als Star verehrt und muss sich bohrende Fragen zu Frühstück und Unterwäsche gefallen lassen. Aber der unerklärliche Ruhm verfliegt so schnell, wie er gekommen ist.
Während der Hochzeitsreise muss der schüchterne Antonio (Alessandro Tiberi) vor Familie und potenziellem Arbeitgeber die Prostituierte Anna (Penélope Cruz, „Volver“) als Gemahlin ausgeben, während Ehefrau Milly (Alessandra Mastronardi, „Titanic – Blood & Steel“) im Hotelzimmer eines Filmstars landet. Aus Amerika reisen Phyllis (Judi Davis, „Harry außer sich“) und Mann Jerry (Woody Allen) nach Rom, um den einheimischen Verlobten ihrer Tochter (Alison Pill, „Scott Pilgrim vs. the World“) samt Familie kennenzulernen. Dabei entdeckt Opernregisseur Jerry das stimmliche Talent seines Schwagers in spe (Startenor Fabio Armiliato) und will ihn unbedingt auf die Bühne bringen. Das Problem ist nur, dass dieser einzig beim Duschen das nötige Selbstvertrauen zum Singen entwickelt.
Auch diesmal sorgt Allens unvergleichlicher Dialogwitz für treffliche Unterhaltung vor malerischer Kulisse. Die nicht miteinander verwobenen Episoden spiegeln die Leidenschaft und das Temperament der Italiener überspitzt wider, fangen aber auch die fast magische Wirkung Roms auf Touristen und Zugereiste ein. Dass dabei mal ein roter Fiat, eine rote Vespa oder Ornella Muti („Gib dem Affen Zucker“) ins Bild gerückt werden, unterstreicht den Postkartencharakter von Allens 42. Kinofilm. In ihrer punktierten Absurdität – vor allem natürlich bei der Operninszenierung mit Dusche – scheint dabei der Charakter seiner frühen Werke durch. An die ganz großen Arbeiten des neurotischen Meisters kann „To Rome with Love“ zwar nicht anknüpfen, eine liebenswert leichtfüßige Posse mit geschliffenen Dialogen ist ihm dennoch gelungen.
Wertung: (7 / 10)