Title Fight – Hyperview (2015, Anti-)

title-fight-hyperviewEs fällt nicht immer leicht, die Entwicklungen favorisierter (oder zumindest grundlegend sympathischer) Bands mit der erhofften Begeisterung zu teilen. Dabei sollte man als Hörer doch eigentlich froh darüber sein, dass sich Künstler noch als solche begreifen und damit eine Wandlungsfähigkeit beweisen, die der anhaltenden Kommerzorientierung deutlich zuwiderläuft. Mit ihrem dritten Langspieler „Hyperview“ belegen TITLE FIGHT, dass mehr in ihnen steckt als jener schnoddrige Mix aus Punk und Post-Hardcore, der ihnen in den vergangenen Jahren einen regen Zulauf an Fans und Wertschätzern bescherte.

Erahnen ließ sich die Wandlung bereits aufgrund ihrer EP „Spring Songs“, die weitgehend reduziertere Stücke auffuhr und vom gewohnten Sound doch ein gutes Stück entfernt rangiert. „Hyperview“ tendiert deutlich in Richtung Shoegaze und präsentiert Post-Punk, der nicht selten wie eine Mischung aus MY BLOODY VALENTINE und THE SMITHS wirkt. Wer die leicht verzweifelte Note ihrer vorangegangenen Platten – und insbesondere deren Härte – erwartet, wird möglicherweise enttäuscht zurückbleiben. TITLE FIGHT erfinden sich über schwelgerische Gitarrenläufe und eher beiläufig aus dem Hintergrund hallenden Gesang neu.

Der Tenor bleibt schwermütig, wird jedoch durch klare Strukturen getragen, die die Musik des Vierers aus Kingston, Pennsylvania, traumwandlerisch entschleunigt. Das gelingt über weite Strecken, wie „Chlorine“, „Hypernight“, „Mrahc“, „Rose of Sharon“ oder „New Vision“ zeigen, bleibt aber dennoch zu einem gewissen Grade gewöhnungsbedürftig. Interesse weckt diese Entwicklung bereits aufgrund des nicht von der Hand zu weisenden Geschicks. Nur geht sie eben zu einem Teil auf Kosten der liebgewonnenen Intensität. Das Potenzial, mit der Zeit zu wachsen, hat die Scheibe aber allemal.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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