Things We Lost in the Fire (USA/GB 2007)

things-we-lost-in-the-fireMit dem Drama „Things We Lost in the Fire“ siedelt die aus Dänemark stammende Filmemacherin Susanne Bier nach Hollywood um. Namhafte Darsteller standen für ihre erste Großproduktion zu Verfügung, doch so richtig nach Hollywood mag dieser Film gar nicht schmecken. Zu sehr sticht der europäische Hintergrund seiner Regisseurin heraus, der das Drama nicht zu einem kitschigen Rührstück verkommen lässt. Die Tragödie des Einzelnen als solches steht im Vordergrund, dies jedoch feinfühlig und durch wunderbare Darsteller – allen voran Benicio Del Toro – vorgetragen.

Der plötzliche Tod ihres Mannes Brian (David Duchovny) reißt Audrey (Halle Berry) binnen weniger Sekunden den Boden unter den Füßen weg. Dieser wollte lediglich Eis für seine beiden Kinder Harper (Alexis Llewellyn) und Dory (Micah Berry) holen, wurde auf dem Weg jedoch Opfer einer Auseinandersetzung. Zur Trauerfeier bittet sie auch Jerry (Benicio Del Toro), Brians besten Freund seit Kindertagen, den Audrey jedoch über all die Jahre überhaupt nicht ausstehen konnte. Doch ausgerechnet vom Heroin abhängigen Jerry erhofft sich Audrey den Halt, den ihr in dieser schweren Zeit sonst niemand geben kann. Sie bittet Jerry, bei sich einzuziehen, doch dieser hat nicht nur mit seiner Sucht und den ersten Schritten in ein normales Leben zu kämpfen, sondern gleichzeitig dient er als Ventil und Stütze für die labile Audrey und deren Kinder.

Die ehemalige Dogma-Regisseurin und auf Dramen fixierte Susanne Bier schlägt auch in ihrer ersten Hollywoodproduktion leise Töne an. Zentrales Thema ist der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen und dem Umgang mit dieser neuen Situation. Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise, wobei man sich vor allem mit der hilflosen Figur der Audrey sehr gut identifizieren kann. Schauspielerisch kann Halle Berry („Monster’s Ball“) dagegen nicht immer überzeugen, manchmal wirkt ihr Spiel zu gewollt und ihre Mimik zu künstlich. Als Gegenpol fungiert Benicio Del Toro („Die Stunde des Jägers“), der hier die vielleicht beste Leistung seiner bisherigen Karriere abliefert. Im Gegensatz zu Berry spricht sein Gesicht Bände, viel Text benötigt er nicht. Auch so spürt man, was in ihm vorgeht, was er denkt und ausdrücken möchte. Die schwierigen Balanceakte in der glaubwürdigen und nicht überzogen wirkenden Darstellung seiner Figur, zwischen Hilfe nehmen und geben, gelingt ihm durch seine intensive Performance spielend.

Susanne Bier setzt auch in den USA auf minimalistische Ansätze. Die Personen werden häufig in Nahaufnahmen gezeigt, in denen nur einzelne Gesichtspartien zu sehen sind, vor allem Augen. Auch die Erzählstruktur entspricht nicht gängigen Mustern, vor allem im ersten Drittel, wenn die Filmemacherin etwas zwischen den Zeiten springt und die Familie auch vor der Tragödie zeigt, bzw. die Freundschaft von Brian und Jerry skizziert. Diese soll nicht oberflächlich wirken, was zum einen die Figuren selbst voneinander behaupten, doch Bier schafft es dies auch durch kleine Ansätze zu vermitteln. Ins kitschige driftet „Things We Lost in the Fire“ nie ab, was angesichts der Grundkonstellation fast utopisch erscheint. Eine neue Liebesbeziehung wäre sonst die letzte Konsequenz gewesen, doch diesen Weg verfolgt der Film nicht einmal im Ansatz.

Abseits gängiger Klischees hebt sich dieses feinfühlige und ehrliche Drama jederzeit wohltuend vom üblichen Hollywood-Gebräu ab. Sensibel geht der Film mit Verlust und dessen Verarbeitung um, ohne aber gewollt auf die Tränendrüse zu drücken. Ein starkes wie gefühlvolles Drama mit einem superben Benicio Del Toro.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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