Thin Ice – Keep It Alive (2021, Farewell Records)

Es ist ein Credo, das den Hardcore seit Generationen trägt: „Keep It Alive”. Gemeint sind die Grundhaltung und der Zusammenhalt (oder eben subsummiert: der Spirit), die dies in Sachen Progression eher schwerfällige Genre konstant auf Kurs halten. Dafür steht mit THIN ICE auch eine Combo, die sich dem Fortbestand des Hardcores seit 2019 verschrieben hat.

„Keep It Alive“, zweite EP der Süddeutschen, frönt über sieben Tracks klassisch schnörkelloser Kelle mit Metal-Breitseite. Aber was heißt „klassisch“? Gemessen an der Gitarrenfront ist hier ein durchaus wesentlicher Unterschied auszumachen. Das zeigt sich, nach „Icetro“ und dem souveränen Brecher „Thin Ice“, erstmals bei „No Tears For the Past“, dessen partiell rockige Ausprägung Standard-Prügelformeln überwindet. Noch deutlicher wird dies beim Groove-Monster „Joy & Pain“, bei dem das Innehalten atmosphärisch regelrecht zelebriert wird. Hier offenbaren THIN ICE Potentiale, die manch traditionell „stumpfe“ Passage merklich in den Hintergrund drängen.  

Der überraschende instrumentale Abwechslungsreichtum, der sich auch im Gitarreneinsatz von „Where Has It Gone?“ und dem starken Abschluss „T.T.F.L.“ wiederspiegelt, rückt Band und EP an den Rand des Geheimtipps. Dass es dazu (noch) nicht vollends langt, liegt etwa an den dezent monotonen Shouts, die gern häufiger von Crew-Chören begleitet werden dürften. Doch wie so oft verläuft das Jammern auf gesteigertem Niveau. Seien wir also froh, dass der „Keep It Alive“-Geist weitere hoffnungsvolle Verfechter auf den Plan gerufen hat. Die fortschreitende Entwicklung von THIN ICE dürfte jedenfalls mit einiger Spannung verfolgt werden.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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