„To err is human, so errr…“ – Irrt gewaltig: Gary King
Das Dream Team der britischen Comedy ist wieder vereint und beschließt die „Cornetto“-Trilogie mit einer düsteren Zukunftsaussicht. Nach Zombie-Ansturm („Shaun of the Dead“) und provinzieller Buddy-Komödie („Hot Fuzz“) bedeutet „The World’s End“ einen Abstecher in die Gefilde klassischer Paranoia-Science-Fiction. Die Regie verantwortete wiederum Edgar Wright („Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“), in den Hauptrollen bestechen der mit Wright auch für das Drehbuch verantwortliche Simon Pegg und Kumpel Nick Frost („Paul“). Was kann da schon schiefgehen?
Im Grunde nichts. Trotzdem ist die vergnügliche wie zitatreiche Posse (allen voran Richtung „Die Körperfresser kommen“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Die Frauen von Stepford“) der schwächste Part der unzusammenhängenden komödiantischen Dreifaltigkeit. Das liegt am bisweilen mäßigen Tempo, insbesondere aber an den nicht zwingend sympathischen Antihelden. So geht ein Stück der liebenswerten Grundierung verloren. Durch Wrights einfallsreiche Inszenierung, ausreichend anarchischem Witz und respektlose Dialoge bleibt gute Unterhaltung trotzdem garantiert. Dafür bürgt bereits Peggs verlotterter, von Drogen und Perspektivlosigkeit gezeichneter ewiger Rebell Gary King.
Der war in der Jugend nicht nur dem Namen nach König der ländlich gelegenen Heimatstadt. Im Gegensatz zu seinen Schulfreunden folgte mit Eintritt ins Erwachsenendasein jedoch eine konstante Talfahrt. Um die vergessen zu machen, plant Gary 20 Jahre nach Schulabgang die Beendigung des legendären regionalen Pub Crawl. An diesem sind er und Kumpane in der Jugend gescheitert. Nun aber soll das alkoholintensive Abklappern eines Dutzend Kneipen an einem Abend sein größter Triumph werden. Mit einer List gelingt es ihm tatsächlich die alte Clique wieder zusammenzubringen. Nur zeigen sich die allesamt auf berufliche Erfolgswege verweisenden übrigen Jugendfreunde als wenig Begeisterungsfähig.
Denn für Andy (Frost), Steven (Paddy Considine, „Submarine“), Oliver (Martin Freeman, „Sherlock“) und Peter (Eddie Marsan, „London Boulevard“) ist Gary ein verzweifelt am Teenagervermächtnis festhaltender Kotzbrocken. Zusammengeschweißt werden die alten Freunde, als Gary bei einem Handgemenge bemerkt, dass weite Teile der Einwohnerschaft durch Roboter ersetzt wurden. Doch was tun, um keinen Verdacht zu erregen? Natürlich erst einmal weiterzechen. Da sich unbequeme Fragen aber nur schwer vermeiden lassen, blasen die Maschinenwesen bald zur Jagd auf Garys Gang sowie Olivers Schwester Sam (Rosamund Pike, „Jack Reacher“). Nur stellt sich bald die Frage, ob nicht längst einer der ihren durch ein Roboterduplikat ersetzt wurde.
Die trinkfreudige Science-Fiction-Posse dreht sich im melancholisch gefärbten Kern um Lebenserfüllung und Freundschaft. Denn im Angesicht von Assimilierung und Identitätsverlust wird den Beteiligten plötzlich klar, was ihnen wirklich wichtig ist. Dabei kreisen Wright und sein spielfreudiges Ensemble – zu dem auch Ex-James Bond Pierce Brosnan und (die Stimme von) Bill Nighy („Radio Rock Revolution“) zählen – in wortreicher Unflat um schräge Seitenhiebe auf Kleinbürgerlichkeit und Genre-Klischees. Die Erklärung der Unterwanderung durch die Kunststoffkameraden hält noch ein paar Überraschungen bereit, ehe sich der vergnügliche Genremix in einen endzeitlichen Epilog verabschiedet. Cornetto hin oder her, letztlich bleibt zu hoffen, dass dies nicht die letzte Kooperation der Herren Pegg, Wright und Frost war.
Wertung: (7 / 10)