Eine Westernstadt in morgendlichem Idyll. Kinder werfen Skorpione auf einen Ameisenhügel und beobachten die Tiere im Todeskampf. Eine Prozession Anstalt, Moral und Enthaltsamkeit predigender Demonstranten marschiert über die Hauptstraße. Eine Gruppe Soldaten reitet ein und kommt vor dem örtlichen Postamt zum stehen. Die Männer werden erwartet. Nicht wegen ihrer Uniformen, sondern ihrer räuberischen Absicht. Sie sind „The Wild Bunch“, eine Horde alternder wie gleichwohl desillusionierter Bürgerkriegsveteranen. Auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses sind ihre Häscher postiert. Doch sie werden bemerkt. Als der Zug den Alkoholismus verteufelnder Gläubiger vorüberzieht, beginnt ein Massaker.
Der erste klare Satz des Films kommt von Pike Bishop (William Holden, „Die Brücke am Kwai“), dem Anführer der Bande: „If they move, kill ‚em!“ Gemeint sind ihre Geiseln, die Kunden der Einrichtung. Ihr Überleben ist den Männern, darunter Bo Hopkins („The Getaway“), egal. Ihnen geht es nur ums Geld. Der Ausbruch endet blutig, als die zwischen die Fronten geratenen Demonstranten im Kugelhagel zerfetzt werden. Und weil es ein Film von Sam Peckinpah („Pat Garrett jagt Billy the Kid“) ist, wird nicht nur dreckig, sondern auch explizit gestorben. Die Schonungslosigkeit der Gewalt sollte selbst dem Italo-Western imponieren. Derart krass und visuell stilisiert gingen Schauspieler auf der Leinwand nie zuvor zugrunde. Und auch lange danach nicht.
Pike und seinen Vertrauten, Dutch Engstom (Ernest Borgnine, „Marty“) sowie den Brüdern Lyle (Warren Oates, „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“) und Tector Gorch (Ben Johnson, „The Getaway“), gelingt die Flucht. Für nichts. Die Eisenbahngesellschaft, die alles daran setzt die Bande zur Strecke zu bringen, hat die Geldbeutel der Post mit Unterlegscheiben gefüllt. Also heißt es untertauchen. Ihr Mitstreiter Angel (Jaime Sánchez, „Carlito’s Way“) führt sie nach Mexiko. Dicht auf den Fersen ist ihnen Pikes ehemaliger Freund und Komplize Deke Thornton (Robert Ryan, „Das dreckige Dutzend“), der sich, um dem Kerker zu entgehen, an die Gegenseite verkauft hat.
„The Wild Bunch“ erzählt die Geschichte einer brutalen Männerfreundschaft. Peckinpah, als Co-Autor einmalig Oscar-nominiert, griff dazu auf bewährte Themen seines Oeuvres zurück, allen voran das eines angebrochenen Zeitalters, das die portraitierten Protagonisten hinter sich lässt. Pike und seine Bande entsprechen einem allmählich verblassenden Bild des Wilden Westens. Kaum eine Szene könnte das besser belegen als die des Automobils in der Hochburg des mexikanischen Generals Mapache (Emilio Fernández, „Die Gewaltigen“). Der Siegeszug der Industrialisierung raubt den klassischen Cowboys den Lebensatem. Die unberührten Weiten der Prärie weichen einer vernetzten Welt im Zeichen rasant fortschreitender Technisierung.
Jenseits der Grenze geraten die Desperados an jenen Mapache, der Angels Geliebte in seiner Gewalt hält. Der Gehörnte tötet die Frau, als er sie in den Armen eines anderen findet. Die Situation droht zu eskalieren, doch Pike bietet dem General an, für ihn einen Waffentransport zu überfallen. Zurück bleibt nur Angel, der von Mapache brutal gefoltert wird. Nach getaner Arbeit entlässt er Pike und die verbliebenen Getreuen aus seinem Dienst. Einer letzten Nacht der Ruhe und der Vergnügung folgt die Entscheidung. Des Weglaufens müde, stehen sie für den Kameraden ein. Doch dessen Leben ist verwirkt. Am Ende sprechen die Waffen. Wenn die Loyalität für die „Wild Bunch“ auch den sicheren Tod bedeutet.
Die schlussendliche Entscheidung, noch einmal in den Kampf zu ziehen, ist die letzte Konsequenz. Das jedoch nach den Riten und Mythen einer Lebensweise, die ihr gesamtes Dasein geprägt hat. Der Gang zur Schlachtbank ist also das finale Aufbäumen eines verwurzelten Stolzes, der in der sich rasch wandelnden Welt nur einem langen Abschied entgegenblicken könnte. Das folgende Blutbad ist virtuos fotografiert. In Zeitlupe sterben die Männer Mapaches gleich Dutzendfach. Auch die Frauen, die sich unter Peckinpah einmal mehr als arglistig erweisen. Großartig gespielt und brillant inszeniert, wurde „The Wild Bunch“ zum klassischen Abgesang auf den Western. Peckinpah verpasste den John Waynes einen satten Schlag in die Magengrube – und schuf nebenbei ein zeitloses Meisterwerk.
Wertung: (10 / 10)