The Walking Dead (Season 5.1) (USA 2014)

the-walking-dead-5.1„Nowadays people are just as dangerous as the dead.“ – Gabriel

In „The Walking Dead“ schwindet die Menschlichkeit zusehends. Bei den Hauptprotagonisten geht diese Entwicklung mit der physischen Verlotterung einher. Die Endzeit steht Ex-Sheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln) und der um ihn versammelten Gruppe mittlerweile überdeutlich ins schmutzige Gesicht geschrieben. Der Überlebenskampf wird ständig härter und der Wunsch nach einer dauerhaften Zufluchtsstätte wirkt ferner denn je. Vor allem in Terminus, jener Schutz verheißenden Ansiedlung, die sich – erst in Andeutungen, dann in brutaler Konsequenz – als Stätte organsierter Kannibalen entpuppt.

Das Finale von Staffel vier vereinte die versprengten Freunde als Gefangene in einem Eisenbahnwaggon. Doch der offenbarte Kampfeswille weicht schnell Hilflosigkeit. Denn die Menschenfresser um Gareth (Andrew J. West) lassen keinerlei Raum für Gegenwehr. Doch da sind noch Tyrese (Chad L. Coleman) und Carol (Melissa McBride), die mit Ricks Baby Judith auf dem Weg nach Terminus Vorsicht walten lassen und einen Gegenschlag einleiten, dem ultrabrutale (in der TV-Fassung rigoros gekürzte) Kehlenschnitte am Bluttrog vorausgehen. Dabei zeigt sich einmal mehr die bemerkenswerte Wandlung Carols von der geprügelten Haus- zur wehrhaften Powerfrau. Wenn nötig reibt die sich auch mit Zombie-Innereien ein und lässt in explosiver Rambo-Manier brennende Leichen regnen.

Der Auftakt von Staffel fünf ist so düster wie spektakulär. Allerdings wird die Erwartung untergraben, Terminus spiele – vor allem gemessen an der ausgiebigen Wegfindung – eine größere Rolle. Bereits nach Episode eins (unbedingt die Szene nach dem Abspann beachten!) ist die Befreiungsaktion gelaufen. Abgehakt ist das Kapitel damit jedoch nicht. Denn Gareth und ein paar hungrige Überlebende verfolgen Rick und Gefährten. Die stoßen im Wald auf Priester Gabriel (Seth Gilliam, „The Wire“), der die Katastrophe bislang unbehelligt überstand und ihnen in seiner Kirche Obdach gewährt. Doch auch er kann seine Augen nicht lange vor den (notwendigen) Gräueln verschließen, die die Postapokalypse bereithält. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass Rick zum Schutz der Gruppe kein Erbarmen kennt.

„If you’re safe enough to be bored, you’re lucky.“ – Beth

Die wiederum acht Folgen umfassende Halbstaffel des grandiosen Splatter-Dramas verlegt sich bald auf andere Handlungsstränge. Soldat Abraham (Michael Cudlitz), der Vokuhila-Wissenschaftler Eugene (Josh McDermitt) nach Washington schaffen will, damit dieser die Welt retten kann, macht sich mit Glenn (Steven Yeun), Maggie (Lauren Cohan) und ein paar anderen auf den Weg. Rick, Sohn Carl (Chandler Riggs), Michonne (Danai Gurira) und Tyrones Schwester Sasha (Sonequa Martin-Green) bleiben zurück. Denn Carol und Redneck Darryl (Norman Reedus) sind dem Verschwinden von Maggies Schwester Beth (Emily Kinney) auf der Spur, die am Ende der letzten Staffel von Unbekannten in einem Auto fortgeschafft wurde.

Sie erwacht, wie ein Rückblick zeigt, in einem Krankenhaus in Atlanta, wo ein Polizeigeschwader unter Leitung der harten Dawn (Christine Woods, „Flash Forward“) versucht, Ordnung und System zu wahren. Dass dabei aber Repression und Zwang eingesetzt werden, mündete schon bei George A. Romeros „Day of the Dead“ in die Katastrophe. Die separate Betrachtung der einzelnen Gruppen und Handlungsorte wird erst in den letzten beiden Episoden überwunden, wenn das Ziel Washington an Relevanz verliert und die Befreiung von Beth einen (weiteren) tragischen Schlusspunkt forciert. So stehen die Schicksalsgenossen am Ende einmal mehr am Anfang.

Die von Gale Anne Hurd („Terminator“), Comic-Urheber Robert Kirkman und Make Up-Profi Gregory Nicotero („From Dusk Till Dawn“) produzierte Reihe hält ihr hohes Niveau weiterhin konstant aufrecht. Eine Überraschung ist das kaum, im Gegensatz zum Figurenschwund, der auch diesmal recht unvermittelt für das Ableben relevanter Charaktere sorgt. Wobei das Grillgelage mit Menschenbein in seiner morbiden Klimax nur schwer zu toppen ist. Eine eher beiläufige Rolle spielen weiterhin die Zombiehorden, die im Laufe des Weltuntergangs immer abgerissener und verfaulter wirken. Kurtzmans Team leistet bei den Masken wieder ganze Arbeit, was vor allem für die geschmolzenen untoten Brandopfer in Atlanta gilt. Die größte Bedrohung geht aber immer noch von den Lebenden aus. Den Luxus Menschlichkeit werden sich Rick und Co. in Zukunft also noch weniger leisten können.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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