Krieg, Postapokalypse und Kannibalen-Horden. Auch in „The Vanguard“ ist die Welt dem Untergang geweiht. Die Ölquellen im Nahen Osten sind versiegt, es gibt kaum Wasser. Dafür jedoch gibt es Menschen, zu viele für die noch vorhandenen Ressourcen. Ein mächtiger Konzern, darüber informieren bereits die einleitenden Texttafeln, gedachte der Überbevölkerung durch schleichenden Massenmord Herr zu werden. Die dafür eigens erdachte Droge verwandelte die ahnungslosen – und akut ansteckenden – Opferscharen jedoch in reißende Primaten, von den Überlebenden Biosyns genannt.
Einer der körperlich unversehrten ist der scheinbar taubstumme Max (Ray Bullock Jr, „Soul Searcher“), der mit Rauschebart und zwei Beilen im Nirgendwo der englischen Provinz biwackiert. Wird er von einem der Wilden attackiert, zückt er seine Spaltwerkzeuge und hackt wie besessen auf den Gegner ein. Blut spritzt zu Beginn in rauen Mengen, auch gegen die mit Farbfiltern versehene, bevorzugt hektisch geschüttelte Kamera. Matthew Hopes Langfilmdebüt aber ist kein reinrassiger Splatterfilm und auch kein Schock-fixierter Öko-Terror, sondern ein ernst gemeintes Horror-Drama.
Wieder geht es um das Wesen des Menschen, die Bereitschaft zur Gewalt selbst im Angesicht der eigenen Ausrottung. Realpolitische Züge erhält der Film durch die weiteren Protagonisten, zwei Soldaten, einer davon ein per Gehirnwäsche zum Killer umfunktionierter Muslim (Shiv Grewal, „Red Mercury“), dazu eine Wissenschaftlerin (Emma Choy, „Speed Dating“), die unmittelbar am Ausbruch der Epidemie beteiligt war. Max, durch die selbst auferlegte innere Abgeschiedenheit ein Symbol der reinen Unschuld, ist der Gegenpol, das Opfer, aus dem im Überlebenskampf der Mörder wurde.
Auf die einleitende Robinsonade im Niemandsland, während der Max über religiös motivierte Off-Kommentare eine Stimme erhält, folgt ein recht zielloser Ausbruchsversuch. Der stille Einsiedler, so lernen wir, ist gegen die von den Biosyns übertragene Seuche immun. Liegt in seinem Blut etwa der Schlüssel zu einem Heilmittel? Hope interessiert sich für diesen Aspekt genauso wenig, wie seine Figuren. Nicht nur deshalb erscheint die ambitionierte Utopie in ihrem Bemühen um ein philosophisches Destillat der Barbarisierung weitgehend brotlos.
An der Rettung der Menschheit scheint ohnehin niemandem mehr gelegen. Zur Loyalität programmierte Killerkommandos sollen die Flüchtigen beseitigen. So darf auch am Ende noch mal eimerweise Blut spritzen. Das bei „Rambo“ entliehene Nachstellen (und Auslöschen) der Verfolger durch den wehrhaften Waldschrat Max wirkt überflüssig, entschädigt jedoch mit einem gelungenen Schlussbild. Der nihilistische Low Budget-Schocker hat seine Reize, weiß diese aber einfach nicht so zu entfalten, dass daraus ein mitreißender Film entstünde.
Wertung: (5 / 10)