The Town – Stadt ohne Gnade (USA 2010)

the-townAls Schauspieler wurde Ben Affleck oft gescholten. Ausdruckslos sei er und oberflächlich. Filme wie „Daredevil“ oder „Gigli“ gaben den Spöttern recht. Aber da ist noch eine andere Seite. Für das gemeinsam mit Matt Damon verfasste Skript zu „Good Will Hunting“ gab es einen Oscar und Afflecks Auftritt im Drama „Hollywoodland“ brachte ihm viel Kritikerlob und eine Auszeichnung beim Filmfestival in Venedig ein. Eine völlig neue Seite offenbart er seit 2006 als Regisseur. Wurde bereits sein Debüt „Gone Baby Gone“ einhellig gefeiert, überschlug sich die amerikanische Presse bei seinem jüngsten Werk „The Town“ schier vor Jubelarien.

So gerechtfertigt das Lob auch sein mag, vom oft zitierten Meisterwerk ist der Thriller dann doch ein gutes Stück entfernt. Afflecks betont schroffe, dem Independent nahestehende Inszenierung verfehlt ihre Wirkung nicht und auch als Hauptdarsteller macht der 38-jährige eine überzeugende Figur. Dem gegenüber stehen allerdings die Überbetonung charakterlicher Zerrissenheit und bisweilen recht deutliche Parallelen zu Michael Manns „Heat“. Das Ende borgt sich der auch am Drehbuch beteiligte Filmemacher gar beim Klassiker „Die Verurteilten“. Für den ganz großen Wurf ist das doch ein Deut zu wenig.

Die Adaption von Chuck Hogans Roman „Prince of Thieves“ dreht sich um Bankräuber Doug MacRay (Affleck), der mit seiner Bande (u.a. „The Hurt Locker“-Star Jeremy Renner) vom Bostoner Vorort Charlestown aus operiert. Dort, so erläutern bereits die einleitenden Schriftzüge, gehören räuberische Verbrechen zum Alltag und werden in quasi-traditionellem Ritus von Generation zu Generation weitergegeben. Doug, dessen Vater (Chris Cooper, „Syriana“) bereits im Knast sitzt, will aussteigen und diesem destruktiven Kreislauf entkommen. In seinem Vorhaben bestärkt wird er durch Claire (Rebecca Hall, „Vicky Cristina Barcelona“), die von ihm und seinen Komplizen beim letzten Überfall als Geisel genommen wurde.

Sie ahnt nicht, wer sich da in ihr Leben geschlichen hat. Aber sie wird es erfahren. Dafür sorgt FBI-Agent Frawley („Mad Men“-Star Jon Hamm), dem Doug stets den entscheidenden Schritt voraus ist. Seiner Abkehr vom Leben als Bankräuber steht auch Gangster (und Florist) Fergie (Pete Postlethwaite, „Inception“) im Wege, der ihn zu einem letzten und natürlich folgenschweren Überfall zwingt. Die daraus resultierenden wuchtigen Actionszenarien sind mitreißend gefilmt, drängen die Charakterstudie des nach Veränderung strebenden Verbrechers aber nie in den Hintergrund. Dafür sorgt Affleck, dessen Hervorhebung von Dougs Traurigkeit jedoch zu oft repetitive Erzählmuster bedient. So bleibt ein stark gespieltes und packend inszeniertes Drama, das in der dramatischen Zuspitzung verpfuschter Leben aber nichts zwingend Neues bietet.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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