The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen (USA 1985)

Enough ist never enough.

Einen Filmemacher wie Larry Cohen muss man einfach ins Herz schließen. Vorausgesetzt natürlich, man verfügt über einen ausgeprägten Hang zum B-Kino. Genau dieses bereicherte der am 23. März 2019 verstorbene Cohen, vorrangig in den 1970ern und 80ern, um heimliche und offenkundige Klassiker wie „It’s Alive“ (1974), „American Monster“ (1982) oder „Ambulance“ (1990). Doch auch die weniger populären Titel aus der Vita des vielseitigen Werkschöpfers sind eine Entdeckung wert: Neben „God Told Me To“ (1976) gilt das im Besonderen für die 1985 vorgelegte Groteske „The Stuff“.

Mit dem für Roger Cormans New World Pictures produzierten Seitenhieb auf den Junk-Food-Wahn und die Skrupellosigkeit großer Konzerne lieferte Autorenfilmer Cohen (s)ein Meisterstück ab. Der mit beschränkten Mitteln (das Budget betrug rund 1,7 Millionen Dollar) realisierte Kommentar zur Konsumgesellschaft begegnet klassischen Horror-Standarten mit übertriebenem, obendrein galligem Humor – und positioniert sich damit weit abseits dessen, was dem Publikum in diesem Metier für gewöhnlich aufgetischt wird. Dass dem Streifen kein kommerzieller Erfolg vergönnt war, erscheint daher so bedauerlich wie nachvollziehbar.

Als Bauarbeiter auf eine cremige weiße, unverschämt köstliche Substanz stoßen, die auf unerklärliche Weise aus dem Boden blubbert, sind windige Geschäftsleute (in deren Gefolge zugegen: Danny Aiello, „Do the Right Thing“) nicht fern. Denn das „Zeug“ schmeckt besser als Eiscreme, ach was, besser als jede Süßspeise. So dauert es nicht lange, bis die USA vom süchtig machenden Nachtisch überschwemmt werden. Die Menschen sind begeistert. Nur der kleine Jason (Scott Bloom, „Don’s Plum“) bleibt skeptisch. Er hat gesehen, wie die Masse im elterlichen Kühlschrank umhergewandert ist und versetzt einen Supermarkt in hellen Aufruhr, als er den Dessert-Hit aus den Regalen prügelt.

Da sich die Rezeptur – logischerweise – nicht ermitteln lässt und Plagiatisierung somit ausscheidet, greift die darbende Eiscreme-Konkurrenz zum Mittel der Industriespionage. Dafür wird der ehemalige FBI-Agent David „Mo“ Rutherford (drehte mit Cohen u. a. „American Monster“: Michael Moriarty) engagiert, der mit Keks-Produzent Charles W. „Chocolate Chip Charlie“ Hobbs („Saturday Night Life“-Original Garrett Morris) und der rasch überzeugten Marketing-Spezialistin Nicole (Andrea Marcovicci, „Die Hand“) zu rigiden Mitteln greift, um die weitere Distribution der gefährlichen Speise zu sabotieren. Dabei müssen sie mit Schrecken feststellen, dass „The Stuff“ die Körper der Menschen vereinnahmt. Mit tödlichen Folgen.   

Wer frisst hier eigentlich wen? Den Dauerkonsumenten hängt das verhängnisvolle Naschwerk bald buchstäblich zum Halse heraus. Die damit verbundenen, herrlich handgemachten Effekte zollen Klassikern wie „Blob – Schrecken ohne Namen“ (1958), „Die Körperfresser kommen“ (1978) und „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) Tribut. Gen Ende, um die Gefahr publik zu machen, setzen Mo und Mitstreiter auf die Unterstützung des pensionierten Militär-Offiziers Malcolm Grommett Spears (Paul Sorvino, „Cruising“). Für reichlich Wirbel ist damit gesorgt, was die konsequent überspitzte, höchst eigenwillige und sehr unterhaltsame B-Satire bis heute zum echten Geheimtipp macht. Nur mit Horror hat das Ganze bestenfalls peripher zu tun.  

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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