The Star Wars Holiday Special (USA 1978)

Gemeinhin gilt „Episode I: Die dunkle Bedrohung“ als Tiefpunkt des „Star Wars“-Universums. Allerdings nur bei denjenigen, die das berüchtigte „Holiday Special“ nicht kennen, das in voller Gänze nur einmal, am 17. November 1978, im US-TV gezeigt wurde und danach im Giftschrank verschwand. Buch und Regie: LSD. Anders ist der bizarre, knallbunte und lächerlich überzogene Mattscheiben-Trash unmöglich zu erklären. Die Beteiligung von George Lucas, dem Schöpfer der Sternensaga, ist unklar. In den Credits wird er zwar nicht namentlich genannt, verschiedene Beteiligte gaben später jedoch an, er wäre über sämtliche Details informiert gewesen.

Der ehemalige Franchise-Schirmherr selbst distanzierte sich deutlich vom fertigen Resultat und verhinderte erfolgreich, dass das u. a. von Bruce Vilanch (Haupt-Gag-Schreiber der Oscar-Verleihung) und Pat Proft („Police Academy“) geschriebene sowie von Steve Binder („Elvis – The ‘68 Comeback Special“) gedrehte Format nach der Erstausstrahlung je öffentlich zugänglich gemacht wurde. Die Verbreitung stoppen konnte diese Maßnahme allerdings nicht. Erst kursierten Videobänder mit kopierten Mitschnitten des legendären TV-Desasters, dann schlug die Stunde der Verbreitung via Internet. Mit dem (mehr oder minder) erfreulichen Resultat, dass sich nun eine breite Masse von Entsetzen und Fremdscham gebeutelter Interessierter ins kreative Vakuum des qualitätslosen Specials stürzen kann.

Die Rahmenhandlung rankt sich um die auf sprachlicher Ebene naturgemäß auf kehlige Brummlaute setzende Familie von Chewbacca: Frau Malla (Mickey Morton), Sohn Lumpy (Patty Maloney) und der auf der Felge kauende Vater Itchy (Paul Gale). Die warten in Vorbereitung des bedeutenden Wookie-Feiertags „Life Day“ auf den haarigen Han-Solo-Sidekick und vertreiben sich die Zeit im geräumigen Baumhaus mit allerlei episodischen Einspielern, mal mit humorigem, mal mit musikalischem Schwerpunkt. Dabei kommt die Hauptbesetzung des ein Jahr zuvor in die Lichtspielhäuser gestürmten Sensationserfolges nahezu komplett zum Einsatz.

Während Chewbacca (Peter Mayhew) und Han Solo (Harrison Ford) von imperialen Raumschiffen davon abgehalten werden, auf direktem Wege zum Wookie-Planeten Kashyyyk zu gelangen, dürfen Luke Skywalker (Mark Hamill) und Prinzessin Leia (Carrie Fisher) per Videoanruf die besorgte Malla beruhigen. Auch C-3PO (Anthony Daniels) schaut kurz vorbei, während James Earl Jones als Stimme Darth Vaders eine Outtake-Szene aus „Episode IV“ neu vertonen darf. Nur Roboter-Kumpel R2-D2 muss ohne Kenny Baker auskommen und wird sichtlich ferngesteuert durchs Bild bugsiert.

Was das „Star Wars Holiday Special“ so haarsträubend miserabel macht, ist die nahezu vollständige Abstinenz funktionierender Ideen. Der Wookie-Haushalt wirkt mit Schrankwand und Sessel-Ecke so irdisch-kleinbürgerlich, dass man sich an Loriots „Familie Hoppenstedt“ erinnert fühlt. Nur eben „in Space“. Wenn Malla versucht, nach Anleitung einer (vierarmigen) TV-Köchin (eine von drei Rollen für Harvey Korman, „Blazing Saddles“) Bantha-Fleisch zuzubereiten, ist der Peinlichkeit keine Grenze gesetzt. Gleiches gilt für eine zusammenhanglos eingestreute Varieté-Einlage, Opas jugendfreies Softcore-Programm mit Diahann Carroll („Der Denver-Clan“) oder den zähen Hologramm-Auftritt des Rock-Klassikers Jefferson Starship während der imperialen Hausdurchsuchung.

Als einziger Lichtblick gilt gemeinhin die rund zehnminütige Trickfilmsequenz von Nelvana (die kanadische Produktionsfirma verantwortete auch die kurzlebigen „Star Wars“-Trickfilmserien „Droids“ und „Ewoks“), in der noch vor „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) Kopfgeldjäger Boba Fett zum Einsatz kommt. Nur bringt auch das keinen echten Zugewinn, weil kurz darauf ein fürchterlicher Abstecher in die bekannte Cantina auf Mos Eisley folgt – ohne jeden Zusammenhang, dafür wiederum mit Gesang. Die Masken dazu stammen u. a. vom siebenfachen Oscar-Preisträger Rick Baker („American Werewolf“), während Stan Winston („Terminator 2“), immerhin mit vier Oscars geadelt, an der Gestaltung der Wookie-Sippschaft beteiligt war. Doch auch solch prominente Fachkräfte machen dies‘ denkwürdig verpatzte Trauerspiel nicht einen Deut weniger unzumutbar.

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

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