The Snake (F 2006)

the-snake-2006Ein konventioneller Psycho-Thriller aus Frankreich. Das ist erst einmal nichts Besonderes. Der Urheber der literarischen Vorlage aber ist Ted Lewis, jener 1982 früh verstorbene englische Autor, der den grimmigen Klassiker „Get Carter“ schrieb. Das macht neugierig, stammt sein Werk doch aus einer Zeit, als Spannungserzeugung noch Handwerk war. So lassen sich bei Eric Barbiers „The Snake“ zwar Parallelen zu solch leuchtenden Vorbildern wie „Ein Köder für die Bestie“ ziehen, ungeachtet manch formelhafter Wendung ist das geradlinig konstruierte Verwirrspiel aber ungemein spannend aufgezogen.

Das verdankt der Film auch seinen starken Hauptdarstellern, Charaktermime Yvan Attal („München“) und dem vornehmlich im Komödienfach beheimateten Clovis Cornillac („Scorpion“). Attal spielt den angesehenen Fotografen Vincent, der sich inmitten einer zehrenden Trennung mit Frau Hélène (Minna Haapkylä, „FC Venus“) befindet. Die will nicht nur dauerhaft nach Deutschland ziehen, sie will auch die beiden gemeinsamen Kinder mitnehmen. Erschwert wird der Sorgerechtsfall durch zunehmende Vorwürfe gegen ihn, hinter denen der gerissene Privatschnüffler und ehemalige Fremdenlegionär Plender (Cornillac) steckt. Er dichtet dem einstigen Schulkameraden eine Vergewaltigung an, schiebt ihm eine Leiche unter und will obendrein eine horrende Summe von ihm erpressen.

Der Aufbau vollzieht sich nach bekanntem Muster. Dennoch legt Autor und Regisseur Barbier („Höllenglut“) gesteigerten Wert auf eine möglichst detaillierte Beschreibung des Umfelds seiner Figuren. Das beginnt mit Plender, der gleich zum Auftakt eine ebenfalls erpresserische Intrige gegen den Anwalt Cendras (Alt-Star Pierre Richard, „Die Flüchtigen“) spinnt. Daneben wird Vincents beruflich erfolgreiches wie privat im Scheitern begriffenes Leben skizziert, ehe die folgenschwere Kollision der beiden erfolgt. Der Fotograf als Opfer ist jedoch keine Zufallsauswahl. Den Täter und ihn verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, in der sich abseits der Geldgier noch ein ganz anderes Motiv abzeichnet – Rache.

Als die Lage für Vincent zunehmend ausweglos wird, wendet er sich an die Polizei. In seiner aalglatten Art aber wälzt der diabolisch unberechenbare Plender auch diese Attacke auf den Erpressten ab. Stück für Stück demontiert, scheint sich erst die Möglichkeit zum Gegenschlag abzuzeichnen, als er endgültig mit dem Rücken zur Wand steht. Barbiers Inszenierung gerät düster, während sich die Bilder dem überraschend ausgefeilten psychologischen Profil der Protagonisten anpassen. Allen voran der perfekt gegen sein Image besetzte Clovis Cornillac prägt den Film mit seiner abgründigen Performance. Neu ist das alles sicher nicht, dank gebündelter Kompetenz und konstanter Atmosphäre aber durchweg packend. Insgesamt sehenswertes Genrekino.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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