Das kurze Western-Revival der Neunziger machte auch vor dem B-Film nicht halt. Und so kam es, dass sich anno 1997 auch der verhinderte Actionheld und einstige „American Fighter“ Michael Dudikoff mit billiger Farmersohn-Kostümierung in den Sattel schwang und den Finger um den Abzug krümmte. Aber als wäre die Besetzung Dudikoffs nicht bereits Warnung genug, nahm auf dem Regiestuhl auch noch der renommierte Stümper Fred Olen Ray („Evil Toons“) Platz und fertigte auch die klischeebeladene Pferdeoper „The Shooter“ wie gewohnt frei von handwerklicher Souveränität.
Als berüchtigter Kriegsheld und Scharfschütze Michael Atherton darf Dudikoff der gutherzigen Hure Wendy (Valerie Wildman) gleich zu Beginn in der Wildnis das Leben retten. Ihre Peiniger knallt er, natürlich in Notwehr, über den Haufen, womit Plot und Probleme aber erst richtig anfangen. Denn einer der Erschossenen ist der einzige Sohn des lokalen Tyrannen Jerry Crants (William Smith, „Conan der Barbar“), der selbstredend auf Rache sinnt und die Umklammerung des nahe gelegenen Kaffs Kingston sogleich verstärkt. Dort nämlich wird Atherton angeheuert, um dem Schurken die Stirn zu bieten.
Nach einigen Reibereien mit Crant und seinem Gefolge – als Scherge des Schurken tritt am Rande Horror-Ikone Kane Hodder („Freitag der 13. V – XIII“) in Erscheinung – wird Atherton gefangen und bekommt in Django-Manier die Schusshand zerbeult. Aber ein wenig Ruhe, Zuneigung durch Wendy und Modifikation der Schusswaffe wirken wahre Wunder – und wiegen selbst das Komplott auf, das der rachsüchtige Tappert (Randy Travis, „Black Dog“) gegen den Helden spinnt.
Dass Dudikoff auch als Revolverheld mit vorauseilendem Ruf ohne darstellerische Strahlkraft bleibt, sollte sich von selbst verstehen. Der Blondschopf wirkt im Setting des Westerns nicht nur aufgrund der stets korrekt sitzenden Fönfrisur absolut deplatziert. Die passable Ausstattung und Kostümierung können da wenig Hilfestellung leisten. Arm an Höhepunkten, dafür reich an Stereotypen und Klischees, verläuft „The Shooter“ in streng vorhersehbaren Bahnen und kann auch bei den lustlos inszenierten Shoot-Outs keinen Boden gut machen. Dudikoffs Ausflug auf den Pferderücken ist als langweiliger und mies gemachter Genre-Abklatsch daher auch eher für den -arsch.
Wertung: (3 / 10)