„You should never stop thinking about a life you’ve taken. That’s the price you pay for taking it.“ – Eric
Ein Mann sucht sein Auto und geht dafür über Leichen. Die Geschichte von „The Rover“ ist damit bereits hinreichend skizziert. Doch steckt mehr im von David Michôd („Animal Kingdom“) geschriebenen, gedrehten und auch produzierten Road-Movie-Thriller. Ein düsterer Blick auf eine kollabierte Gesellschaft zum Beispiel oder die potenzielle anarchische Degeneration des Menschen, wenn das regulierende System von Chaos und Verfall abgelöst wurde. Stoff für die breite Masse ist das wahrlich nicht, mehr schon die betont vielschichtige Verweigerung vor gängigen Kino-Konventionen.
Im Australien einer unbestimmten Zukunft ist das Staatsgefüge zusammengebrochen. Treibstoff gibt es augenscheinlich noch genug und auch das Stromnetz funktioniert noch. Die soziale Ordnung jedoch wird von vereinzelten Militärs verwaltet, die ab und an Kriminelle nach Sydney schicken, um noch auf sich aufmerksam zu machen. Das karge Setting des Hinterlandes fügt sich perfekt in diese trostlose Zustandsbeschreibung. Land und Leute wirken wie die Vorstufe des endzeitlichen Molochs im Ozploitation-Klassiker „Mad Max“.
Als Quasi-Road Warrior fährt Guy Pearce („The Proposition“) in seinem Rover durch die Ödnis. Bei einem Zwischenstopp wird ihm das Gefährt von Räuber Henry (Scoot McNairy, „Killing Them Softly“) und zwei Komplizen entwendet. Pearces Ex-Farmer Eric nimmt unverzüglich die Verfolgung auf. Dabei kreuzt sein Weg eher zufällig den von Rey („Twilight“-Star Robert Pattinson), Henrys zurückgebliebenen – und mit einer Schusswunde zurückgelassenen – Bruder. Ihr Weg ist fortan derselbe. Geprägt ist er von Schweigen, emotionaler Kälte und Gewalt.
Um seinen Wagen zurückzubekommen, ist Eric jedes Mittel recht. Auf der Suche nach Zugehörigkeit wird Rey zu seinem Komplizen. Die Entwicklung der reduzierten Geschichte ist bisweilen zäh und wird durch den dreckigen Look und die moralische Abstinenz nach darwinistischer Vorgabe nicht eben leichter verdaulich. Das Motiv der Autosuche fällt am Ende nicht erstaunlich aus. Überraschend ist nur, dass dem symbolischen Klammern an den letzten Funken Menschlichkeit ihr weitgehender Verzicht vorausgeht.
Guy Pearce macht als unrasierter und vernarbter Schlagetot eine gewohnt gute Figur und lässt diese wirken, als stünde sie stets kurz vor der Explosion. Verblüffend stark agiert jedoch Robert Pattinson, der sich mit trübem Blick und dickem Zahnbelag weit von Image des Teenie-Schwarms entfernt. Auch dank ihnen funktioniert „The Rover“ als szenisches Essay. Nur dürfte es dem Film damit schwer fallen, ein größeres Publikum für sich einzunehmen. Wer es allerdings dezent sperrig mag und die Protagonisten eher ambivalent und schemenhaft bevorzugt, der wird hier auf unbequemen Bahnen bestens bedient.
Wertung: (6,5 / 10)