Jerry Bruckheimer ist der König stumpfsinniger Big Budget-Actionfilme. Auf seinem Mist sind Werke wie „Armageddon“ gewachsen, „Fluch der Karibik“ oder „Die Insel“. Ihnen geht es um das Kino als Hort der berauschenden Bilderflut. Anspruch hat dort einen gewollten, jedoch keinen verdienten Platz. Der Erfolgsproduzent macht sich das bewährte Brot und Spiele-Prinzip zu Eigen und strebt die Reinkultur der Unterhaltung an. Zu diesem Zweck fährt er große Stars auf, geizt nicht mit spektakulären Destruktionsszenarien und schart eine Riege hochbezahlter Regisseure um sich, die einen eigenen Stil zugunsten der Visionen ihres Schirmherren unterdrücken. Das gefällt, sofern der Verstand ausgeschaltet bleibt.
Nach diesem Muster funktioniert auch „The Rock“. Da sind der Held, der Schurke und die Gefahr. Unmengen an Produktionsgeldern werden in packende, nicht selten Überflüssige Actionsequenzen gepumpt und ein Happening kreiert, das eine möglichst breite Zuschauermasse in ihrem Wunsch nach Wirklichkeitsflucht unterstützt, mehr noch bei der Hand nimmt. Der drohenden Katastrophe trotzen müssen diesmal Nicolas Cage („Face/Off“) und Ur-Bond Sean Connery. Der erste ist Biochemiker ohne Kampferfahrung, ein Schreibtischtäter, der zweite ein seit Jahrzehnten weggesperrter Ausbrecherkönig. Gemeinsam gilt es sich zusammenzuraufen und dunklen Mächten den Kampf anzusagen, drohen diese doch mit der Freisetzung eines bakteriellen Kampfstoffes.
General Hummer (Ed Harris, „Pollock“) will Rache. Die Regierung ließ mehr als 80 seiner Männer bei Geheimoperationen im Stich und gestattete den Gefallenen nicht mal ein Begräbnis in militärischen Ehren. Also stibitzt er mit seiner Einheit – in deren Reihen sich auch David Morse („Twelve Monkeys“), „Scrubs“-Star John C. McGinley und „Candyman“ Tony Todd finden – jenen Kampfstoff, besetzt die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz und richtet, nachdem er Geiseln genommen hat, Raketen mit der entwendeten Substanz auf San Francisco. Die Forderung ist Geld, das zu einem Gutteil den Hinterbliebenen der Opfer zukommen soll. In den hohen politischen Ämtern stößt diese Form des Humanismus erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe, so dass in gebotener Eile ein Gegenschlag ausgetüftelt wird.
Nachdem die Erstürmung von Alcatraz unter Führung des ehemals dort inhaftierten und wieder ausgebrochenen John Patrick Mason (Connery) misslingt und die begleitende Spezialeinheit aufgerieben wird, verbleibt neben Mason einzig Theoretiker Stanley Goodspeed (Cage). Der entdeckt völlig neue Seiten an sich, als sie sich gemeinsam daran machen, die Raketen zu manipulieren, die giftige Substanz sicher zu stellen und den erpresserischen Militaristen das Handwerk zu legen. Ausgiebiger Schusswaffengebrauch und großzügig die Umgebung verschlingende Explosionen lassen da selbstverständlich nicht lange auf sich warten.
Bei der Action neigt Michael Bay („Bad Boys“), wie es seine Art ist, zur Überdramatisierung. Das verdeutlicht bereits die Einführung von Nicolas Cage, in der er in einer gläsernen Sicherheitskammer ein brandgefährliches Paket unter die Lupe nimmt. Dabei genügt es nicht, dass einer Kinderpuppe tödliches Gas entweicht, dessen chemische Zusammensetzung seinen Schutzanzug zum Schmelzen bringt, zusätzlich muss er auch noch eine gewaltige Ladung Sprengstoff entschärfen. Und als wenn das nicht schon genug des Schlamassels wäre, versagt auch noch die Sprinkleranlage, deren Wasserzufuhr das auflösende Gas von der Sicherheitsbekleidung spülen sollte, ihren Dienst. Natürlich endet die Situation glimpflich, schließlich wäre dem Film ansonsten sein Held abhanden gekommen.
Das notwendige Pathos besorgt Ed Harris, der sich mit der terroristischen Aktion nicht etwa selbst bereichern, sondern den Familien gefallener Kameraden finanzielle Entschädigung verschaffen will. Der Bösewicht als gefallener Held, für den sich die Gewalt als letztes Mittel der Rechtsprechung darstellt. „The Rock“ macht manches anders, deswegen aber nicht gleich besser. Intelligenter Unterhaltung ist der Streifen nicht zuzuordnen, dafür wirkt das gesamte Szenario zu konstruiert, die Coolness zu aufgesetzt und die Bilder zu durchgestylt. Michael Bay schafft modernes Krawallkino auf formal hohem Niveau. Mehr wäre eindeutig zu viel verlangt, weshalb der Streifen innerhalb dieser Vorgaben auch angemessen unterhält.
Wertung: (6 / 10)