Steven Spielberg hat eigentlich immer das richtige Händchen. Egal ob im Kino, wo er zuletzt „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ als bildgewaltigen Animationsfilm adaptierte, oder im TV. Dort erzielte er als Produzent von Serien wie „Taken“, „Falling Skies“ oder „Band of Brothers“ Erfolge. Bei „The River“ aber schien ihm das Glück nicht in bewährter Manier hold. Denn auch Spielberg, der „Paranormal Activity“-Schöpfer Oren Peli selbst davon überzeugt haben soll, den ursprünglich als Film konzipierten Stoff in Form einer Fortsetzungsreihe zu realisieren, konnte das vorzeitige Aus nicht verhindern.
Wirklich schade ist es trotz vielversprechender Ansätze und ansehnlicher Gruselatmosphäre um die Reihe nicht, die Peli-typisch als übersinnlicher Found Footage-/Mockumentary-Thriller präsentiert wird. Den Ausschlag für das mit Hand- und Mobilkamera eingefangene Grauen bildet das Verschwinden des berühmten Naturforschers Emmet Cole (Bruce Greenwood, „Super 8“), der bei einer Expedition zum Amazonas spurlos verschwand. Sechs Monate später bringt ein plötzlich empfangenes Notsignal seinen langjährigen Produzenten Clark (Paul Blackthorne, „The Gates“) dazu, mit Tess (Leslie Hope, „The Mentalist“), der Gattin des Verschwundenen, eine Rettungsmission auf die Beine zu stellen.
Die wird natürlich ebenfalls medienwirksam mit der Kamera dokumentiert. Wie das dabei entstandene Material letztlich in die Zivilisation gelangte, bleibt aufgrund des nach Staffel eins verkündeten Produktionsstopps allerdings offen. Somit erzählt „The River“ eine in sich durchaus geschlossene Geschichte mit ungewissem Ende. Aber das gehört im Genre mysteriös vorgegaukelter Realitäten im Grunde zum Tagesgeschäft. Die Gruppe besteht auch aus Cole-Sohn Lincoln (Joe Anderson, „The Crazies“), einem angehenden Arzt und Lena (Eloise Mumford, „Lone Star“), Tochter des ebenfalls vermissten Stammkameramannes.
Von Bedeutung sind auch der undurchsichtige Sicherheitschef Kurt (Thomas Kretschmann, „King Kong“), Kameramann A.J. (Shaun Parkes, „Human Traffic“) sowie Jahel (Paulina Gaitan, „Sin Nombre“), die nur Spanisch sprechende Tochter von Schiffsmaschinist Emilio (Daniel Zacapa, „Sieben“). Sie weiß um die drohende Gefahr des Gebietes, in das die Rettungsmission vorstößt, ein wenig erforschter Nebenarm des Amazonas, um den sich unzählige Mythen und Legenden ranken. Bald wird das verlassene, mit Kameras gespickte und technisch noch funktionstüchtige Boot Emmets gefunden. Auf ihm geht es weiter Flussaufwärts, direkt ins ungewisse Herz der Finsternis.
Videoaufnahmen der Verschollenen geben Anhaltspunkte, die den Suchtrupp immer wieder in den Dschungel führen – und dort mit unheimlichen Wesen, ruhelosen Geistern und sogar Zombies konfrontieren. Dabei wird schnell klar, dass der Urwald über ein ganzheitliches Bewusstsein verfügt. Jawohl, da ist Magie im Dschungel. Und Moral. Denn die übernatürlichen Erscheinungen und erhabenen mythischen Eingeborenen folgen allesamt einem ethischen Kodex, der für den Zuschauer bald nicht nur durchschaubar, sondern vor allem mächtig abgegriffen wirkt. Um Flüche zu brechen und Dämonen zu bannen, muss sich der Einzelne als selbstlos erweisen und sein Leben für die anderen aufs Spiel setzen.
Das ist in der Summe einfach zu kalkuliert, um von den zugegeben zahlreichen gelungenen Spannungsmomenten aufgefangen zu werden. Auch wirkt das im Detail dramaturgisch dezent aufgeblasene Miteinander der Figuren zu szenisch, um auf Dauer wirklich glaubhaft (und vor allem natürlich) zu wirken. Schauspieler, Effekte und die Kameraführung überzeugen und auch an Ideen mangelt es den Machern nicht. Allerdings wirken die einzelnen Episoden qualitativ inkohärent und überdies zu lose miteinander verknüpft. Statt des großen Ganzen gibt es kapitelhafte Stückelungen, die in der nächsten Episode bereits keine Relevanz mehr haben. So wäre eine Umsetzung als Spielfilm vielleicht doch die bessere Entscheidung gewesen.
Wertung: (6 / 10)