Der Ruf der britischen Hammer-Filme ist legendär. Mit Neuinterpretationen der klassischen Universal-Gruselfilme wurde das Unternehmen in den späten Fünfzigern berühmt. In „Frankensteins Fluch“ floss 1957 erstmals rotes Blut über die Leinwand, Darsteller wie Peter Cushing und Christopher Lee avancierten zu Ikonen des Horrors. Im Jahr 2007 wurde die Ende der Siebziger geschlossene Produktionsfirma unter dem Namen Hammer Films wiederbelebt. Notiz aber nahm davon kaum jemand. Vermutlich auch, weil „Let Me In“, das Remake des schwedischen Vampir-Dramas „So finster die Nacht“, international kaum Beachtung fand.
Einen neuen Anlaufversuch markiert der Psycho-Thriller „The Resident“, der klassische Muster der Spannungserzeugung bemüht, trotz Starbesetzung aber kläglich scheitert. Die zweifache Oscar-Gewinnerin Hilary Swank („Million Dollar Baby“), die viel zu häufig in verzichtbaren Genrefilmen (siehe „The Reaping“) mitwirkt, spielt darin die engagierte Chirurgin Juliet Devereau. Nachdem sie von Freund Jack („Pushing Daisies“-Star Lee Pace) betrogen wurde, versucht sie den Kummer in neuer Umgebung hinter sich zu lassen. Das frisch renovierte Appartement im New Yorker Stadtteil Brooklyn, das der charmante Eigentümer Max (Jeffrey Dean Morgan, „Watchmen“) ihr zu erstaunlich günstigen Konditionen bietet, scheint für einen Neuanfang wie geschaffen.
Dass in diesem so scheinbar sicheren Heim etwas nicht stimmt, lässt bereits die von Oscar-Preisträger Guillermo Navarro („Pan’s Labyrinth“) stilsicher geführte Kamera erahnen. Julie und Max, der sich um den gebrechlichen Großvater (Christopher Lee) kümmert, kommen sich näher. Doch Jack, der sich um eine Aussöhnung bemüht, macht es ihr unmöglich sich dem hilfsbereiten Vermieter hinzugeben. Auf diese Weise plätschert die von Antti Jokinen gedrehte und co-verfasste Geschichte vor sich hin, bis nach einer halben Stunde der fatale Bruch erfolgt: Im Zeitraffer wird das bisherige Geschehen zurückgespult und in kurzer Zusammenfassung noch einmal erzählt. Nur diesmal aus der Perspektive von Max, der sich als Voyeur und waschechter Psychopath entpuppt.
Der bekannte Plot ist viel zu beliebig variiert, als dass Jokinen in der Zuspitzung aus nächtlicher Betäubung, angedeutetem Missbrauch und letztlicher Gewaltanwendung konstanten Reiz schöpfen könnte. „The Resident“ ist ungeachtet der souveränen Machart schlicht sterbenslangweilig. Der Swank wiederholt beim Baden oder dem überlangen Einölen des Körpers zuzuschauen, treibt die Spannung nicht gerade auf die Spitze. Ganz zu schweigen von der Szene, in der Max sich diabolisch dreinschauend mit Julies elektrischer Zahnbürste die Zähne putzt! Wohin das alles führt, liegt glasklar auf der Hand. Doch selbst das bemüht schweißtreibende, die fahrlässige Verschwendung der Nebenfiguren deutlich offenlegende Finale in den Zwischengängen des alten Hauses wirkt so uninspiriert und dröge, als wäre allen Beteiligten das Ergebnis ihres Handelns schlicht egal. Für solch banales Stückwerk hätte es den wohlklingenden Namen Hammer wahrlich nicht gebraucht.
Wertung: (3,5 / 10)