Wer sich die Straßen zurückholen will, braucht dazu den passenden Soundtrack. Den liefern THE REAPERS mit „Kill ‘Em All“, dem Nachfolger ihres erst 2019 erschienenen Albums „Rip It Up“. Nun gut, der Titel weckt Erinnerungen an den unverwüstlichen Klassiker einer Stadien füllenden Metal-Institution und das Cover sieht aus wie einem Malbuch für Motorrad-Rocker entnommen. Aber es zählt immer noch der Inhalt. Und der kann sich tatsächlich sehen bzw. hören lassen. Denn auf dem Programm steht Oi!-Punk’n’Roll, dessen instrumentaler Güte der standardisierte Grölgesang mitunter ein Bein zu stellen droht.
Aber zurück zur Straße, deren Verkommenheit im ausgedehnten Film-Dialog-Intro beklagt wird. Ihm folgt mit „Tainted Streets“ ein Wegweiser für die folgenden zehn Tracks (darunter drei Bonus-Songs), der über treibenden Street-Punk mit rollend rockiger Note und wohl platzierten Gangshouts vom Fleck weg auf Stimmung pocht. Die Niederländer zelebrieren den „Skinhead Rock ’n Roll“ mit allem, was dazugehört. Das schließt auch körperliche Drastik (siehe den Titeltrack) und archetypische Außenseiter-Statements ein.
In Summe ist „Kill ‘Em All“ aber eine gelungene Scheibe, bei der gerade die melodisch gen 60’s blickende Finesse die nötige Würze vermittelt. Ganz zu schweigen von veritablen Gassenhauern wie „Rat Race“, „From the Gutter“, „Through the Fires“ oder dem CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL-Cover „Fortunate Son“. Für Genre-Wertschätzer eine klare Empfehlung.
Wertung: (7 / 10)