„My own brother a shit-sucking vampire. Wait till Mom finds out!“ – Sam
Popcorn-Horror für die (erste) MTV-Generation: Im 1987 gedrehten Vampirfilm „The Lost Boys“ holt Regisseur Joel Schumacher („Flatliners“) zum Schaulaufen der Subkulturen aus. Bunt, herrlich trivial und an den richtigen Stellen mit Blut bespritzt, entfesselt er in der eigentlich recht verschlafen wirkenden Küstenstadt Santa Carla das augenzwinkernde Grauen. Zwischen den Punks, den Poppern und all den mit Schminke auf Provokation gedrängten Randgruppen (kurz, dem allgegenwärtigen 80´s-Chic) fallen die spitzzahnigen Jäger nicht einmal auf.
Nur die Überreste ihrer Opfer, mehr noch die überall ausgehängten Steckbriefe mit den Konterfeis vermisster Personen, künden vom Grauen, das den Ort in fester Umklammerung hält. Nach der Scheidung der Eltern verschlägt es auch die Teenager Michael (Jason Patric, „Sleepers“) und Sam (Corey Haim, „Der Werwolf von Tarker Mills“) nebst Mutter Lucy (Dianne Wiest, „Bullets Over Broadway“) zum Hippie-Großvater ins vermeintliche kleinstädtische Idyll. Als sich Michael in die mysteriöse Star (Jami Gertz, „Twister“) verguckt, gerät er rasch an den charismatischen Rebellen David („24“-Star Kiefer Sutherland) und seine Blutsauger-Gang.
„We´re almost certain that ghouls and werewolves occupy high positions in City Hall.“ – Edgar
Michael Chapmans („Auf der Flucht“) Kamera setzt gern zu Höhenflügen an, wenn die jugendlichen Untoten vom Jahrmarkt am Pier, dem in grelles Neonlicht getauchten Epizentrum der lokalen Ausschweifung, zu ihren Beutezügen aufbrechen. Nach einer folgenschweren Nacht zeigt sich Michaels Spiegelbild ungewöhnlich fahl und auch, dass er im Schlaf zur Decke schwebt, gibt Anlass zur Sorge. Doch nicht der Biss, sondern das Trinken von Vampirblut bewirkt die Veränderung. Komplettiert wird die Verwandlung erst mit einem selbst gerissenen Opfer. Für die Hybriden besteht also noch Hoffnung. Doch muss dafür der Obervampir getötet werden.
Um seinen Bruder zu retten, paktiert Sam mit den Frog-Brüdern Edgar (Corey Feldman, „Stand By Me“) und Alan (Jamison Newlander, „Der Blob“), Betreiber eines Comic-Shops und erklärte Freizeit-Vampirkiller. Durch ihr Zutun kommt es in Großvaters Heim zum effektgeladenen Showdown. Der verdiente Klassiker-Status begründet sich durch den unbefangenen Umgang mit Mythen und Klischees, der ehrfürchtige Hommage und freche Neuformulierung zugleich ist. Die unverbrauchten Jungdarsteller zeigen durchweg ansprechende Leistungen, wobei Sutherland sein späteres Bad Boy-Image eifrig vorwegnimmt. Auch heute noch ein gestandenes Vergnügen – und das nicht nur für Teenies.
Wertung: (7 / 10)