The Lawrence Arms – Skeleton Coast (2020, Epitaph Records)

Zwei Sänger, zwei Songschreiber, eine Band. Im „EpiFat-Universum“ stellen THE LAWRENCE ARMS bereits damit eine Besonderheit dar. Und das seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten. Denn nicht nur, dass die beiden Frontmänner, namentlich Chris McCaughan und Brendan Kelly, unterschiedliche Tonalitäten pflegen, sie offenbaren dabei eine begeisternd ineinandergreifende, zweifelsfrei schroffe Harmonie, die sie im Segment des modernen Punk-Rocks beständig zu einem der spannendsten Vertreter macht.

Dass der Hunger auf neue kreative Glanztaten des Chicagoer Trios über die Jahre nicht abriss, liegt (auch) an der Veröffentlichungstaktung von THE LAWRENCE ARMS: Zwischen „Oh! Calcutta!“ (2006) und dem Nachfolger „Metropole“ (2014) lagen nahezu acht Jahre, weitere fünfeinhalb gingen ins Land, ehe das Dreigestirn ihren siebten Langspieler „Skeleton Coast“ vorlegte. Für dessen Aufnahme hat sich die Band nach Texas zurückgezogen, genauer auf die Sonic Ranch, wo bereits AT THE DRIVE-IN oder die DROPKICK MURPHYS Alben einspielten.

Das Resultat sind 14 Tracks, die nahezu abwechselnd den schwermütigen, instrumental auch mal innehaltenden Stücken McCaughans und den schnellen, aggressiveren Beiträgen Kellys Raum gewähren. Auf ihre Art packen beide, der große Reiz resultiert aber immer noch aus dem Neben- und vor allem Miteinander beider Kreativköpfe (siehe u. a. „Goblin Foxhunt“ oder das finale „Coyote Crown“). Da sind die melancholischen, gern ins Poetische driftenden Texte von McCaughan, die vom Auf und Ab des Lebens künden. Sie werden wie gehabt stimmlich zurückhaltend transportiert, um ihrem emotionalen Horizont angemessen Ausdruck zu verleihen.

Kelly hingegen plärrt ohne falsche Bescheidenheit mit rauchigem Organ und treibt „seine“ Nummern nicht selten unter der Marke von zwei Minuten ins Ziel. Oder knapp darüber. Dazu setzt es sporadisch am Ende verschiedener Songs das Geheul von Kojoten. Texas eben. Die Dichte an spröden Hits ist einmal mehr enorm. Aus ihr heraus stechen Kracher wie „Dead Man’s Coat“, „Last, Last Words“ und „Ghostwriter“ (McCaughan), oder „Belly of the Whale“, „Pigeons and Spies“ und „How to Rot“ (Kelly). Für zusätzliche Würze sorgt der im Detail Richtung Folk tendierende Rock, dem u. a. durch vereinzelten Einsatz der Akustikgitarre Ausdruck verliehen wird. Eine großartige Platte!

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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