The King’s Speech – Die Rede des Königs (GB/USA/AUS 2010)

the-kings-speechEin König sollte rhetorisch gewandt sein und sein Volk mit kraftvoller Stimme mitreißen können. Dass dies Attribut jedoch auch in royalen Kreisen hart erlernt sein will, verdeutlicht das pointierte Drama „The King’s Speech“. Denn Albert (famos und mit recht Oscar-prämiert: Colin Firth, „A Single Man“), der Duke of York, zweiter Thronfolger George V., stottert und verhaspelt sich bei öffentlichen Auftritten bis zur Unverständlichkeit. Sämtliche Therapieversuche, darunter auch ständiges Rauchen, blieben erfolglos. Bis sich der verschrobene australische Sprachlehrer Logue (nicht minder bravourös: Oscar-Preisträger Geoffrey Rush, „Shine“) des Problemfalls annimmt.

Der vom ebenfalls mit dem Oscar ausgezeichneten Regisseur Tom Hooper (drehte fürs US-Fernsehen die Mini-Serie „John Adams“) inszenierte Film ist klassisches Erbauungskino. Ob die sympathische, mit Außenseiterzügen behangene Hauptfigur nun blauen Blutes ist oder nicht, die stückweise Überwindung der sprachlichen Unzulänglichkeit sorgt für Wohlfühlmomente und stärkt den Glauben an die Veränderung aus eigenem Willen. Natürlich wirkt das arg kalkuliert und die Würdigung in den wichtigsten Kategorien bei der Oscar-Verleihung 2011 unterstreicht, in welchem Maße sich die oft mutlose Jury von seichter Unterhaltung einfangen lässt. Aber zugegeben, von solch kunstvoll aufgebauschten Geschichten lässt man sich doch zu gern gefangen nehmen.

Zurückhaltend erzählt Hooper, dem Kameramann Danny Cohen („This is England“) eindrückliche Bilder liefert, die wahren Begebenheiten und verlagert die historischen Rahmenbedingungen zugunsten der aufkeimenden Männerfreundschaft in den Hintergrund. Im Jahre 1936, nach dem Tod George V. (Michael Gambon, „Harry Potter“), wird nämlich erst Alberts älterer Bruder David (Guy Pearce, „The Hurt Locker“), bekannter als Edward VIII., zum König von England gekrönt. Dessen Beziehung zu einer verheirateten Amerikanerin sorgt jedoch für einen Skandal und so dankt er nach nur zehn Monaten ab. Den Thron besteigt folglich Stotterer Albert, den der bescheidene Familienvater Logue bis zur bedeutenden Kriegseintrittsrede zum sprachlich würdigen Gegner Hitlers macht.

Die Methoden des Sprachlehrers sind unorthodox und stoßen nicht allein bei Albert auf Skepsis. Für den Zuschauer hingegen bedeuten sie humorvolle Konflikte, die den hervorragenden Darstellern – darunter auch Helena Bonham Carter („Sweeney Todd“) als Alberts Frau Elizabeth – viel Raum zur nuancierten Entfaltung der Figuren gewähren. Die größte Leistung bei „The King’s Speech“ ist darum auch, dass die (nicht allein aus historischer Perspektive) vorhersehbare Narration trotz konstanter Elegie allein durch den Antrieb der Schauspieler von Spannung und Kurzweil geprägt wird. Über die Oscars für den Besten Film und die Beste Regie lässt sich streiten. Die Gesamtqualität dieses bewegenden Dramas ist jedoch unbestreitbar enorm.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top