The Ides of March – Tage des Verrats (USA 2011)

the-ides-of-marchGeorge Clooney nimmt bekanntlich nicht alles so einfach hin. Sein politisches Herz trägt er am rechten Fleck und seinen Unmut über das politische und wirtschaftliche System ist kaum zu übersehen. Für seinen neuen Polit-Thriller „The Ides of March“ übernahm Clooney die Regie und eine tragende Rolle. Den größten Part überlässt er allerdings dem wieder mal brillanten Ryan Gosling („Drive“), der seinen Stellenwert von Film zu Film steigert und sein Können vor allem genreübergreifend beweist. Beste Voraussetzungen also für einen bissigen Seitenhieb auf den Politikbetrieb. Doch wirklich große Überraschungen hat der Film leider nicht zu bieten.

Kurz vor der Wahl des demokratischen Herausforderers liegen die beiden Kandidaten Morris (George Clooney) und Pullman (Michael Mantell) nahe beieinander. Die Fäden werden jedoch im Hintergrund von den jeweiligen Wahlkampfmanagern gezogen. Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) ist der Stratege im Team von Morris, Tom Duffy (Paul Giamatti) der von Pullman. Unterstützt wird Zara vom talentierten wie jungen Stephen Meyers (Ryan Gosling), einer Art Wunderkind im Umgang mit den Medien. Dieser unterstützt Morris nicht nur, sondern ist zudem bedingungslos von seinem Kandidaten überzeugt. Als sich Duffy mit Meyers zwanglos zu einem Treffen verabredet und ihn abwerben möchte, gerät das bisherige Verständnis von Meyers ins Wanken. Insbesondere als sich herausstellt, dass eine Wahlkampfhelferin, mit der er eine Liaison beginnt, von Morris geschwängert wurde.

Ehrlich währt am längsten sagt der Volksmund. Zumindest dieses Sprichwort zerpflückt Clooney mit seiner neuen Regiearbeit genüsslich. Denn mit Ehrlichkeit kommt man im Politikbetrieb nicht weit. Das weiß im Grunde jeder, der schon ein paar Tage länger im Politikgeschäft seine Brötchen verdient. Ryan Gosling muss dies im Film erst noch lernen und vollführt binnen kürzester Zeit eine Wandlung vom Idealisten zum Opportunisten. Dies tut der Jungschauspieler wie gewohnt mit ruhigem Schauspiel und viel Charisma. Seine Figur steht eindeutig im Zentrum des Films. Selbst George Clooney hält sich dezent im Hintergrund auf. Ein bisschen lauter wird es vor allem dann, wenn Philip Seymour Hoffman („Capote“) und Paul Giamatti („Sideways“) das Geschehen mit ihrer Präsenz kurzerhand an sich reißen. Beide brillieren in den Rollen als abgewichste Polit-Profis. Gerade ihre Momente mit Gosling sind die Highlights des Films, wenn über Loyalität philosophiert oder eine ganze Karriere binnen weniger Minuten zum Spielball der Konkurrenz wird.

Doch daneben erscheint „The Ides of March“ fast etwas bieder und nicht bis zu Ende erzählt. Der Fehltritt Clooneys mag nicht ganz ins Bild passen, da er in einer anderen Szene sehr vertraut mit seiner Frau wirkt. Auf der anderen Seite wirkt auch die schnell vollzogene Wandlung Goslings nicht wirklich rund. Die Verlogenheit des Geschäfts oder wankelmütige, nur auf eigene Vorteile besessene Politiker – hier ist es insbesondere Jeffrey Wright („Broken Flowers“) – hat man auch schon in anderen Filmen gesehen. Manchmal reicht auch ein Blick in die wöchentlichen Polit-Talks im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Allzu weit bewegt sich Clooney von bekannten Dingen und Vorgängen nicht weg. Was den von Clooney mit Beau Willimon nach dessen eigenem Bühnenstück geschriebenen Verstrickungen bisweilen an inhaltlicher Tiefe und Konsequenz fehlen mag, macht der Film durch sein bis in die Nebenrollen exzellent besetztes und agierendes Ensemble zum größten Teil wieder wett. Auch die angenehm reduzierte, nie überfrachtete Inszenierung passt sich dem toll gespielten Kammerspiel an. Nichtsdestotrotz wäre bei dem (nur) guten Film noch mehr drin gewesen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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