The Happening (USA/IND 2008)

the-happening-2008Mit seinem Erstlingswerk „The Sixth Sense” nahm M. Night Shyamalan die Filmwelt im Sturm, Kritiker und Publikum waren sich einmal geschlossen einig. Allerdings war dies vor allem auf das kongeniale Ende zurückzuführen, das den Film einfach in eine ganz andere Richtung katapultierte. Allzu viel änderte der Filmemacher dann nicht mehr, irgendwie liefen seine Filme nach einem ähnlichen Muster ab, alles wartete auf den großen Knall zum Ende hin. Das Publikum blieb ihm zwar weitgehend treu, doch mit seinem letzten Film „Das Mädchen aus dem Wasser“ hatte er dann endgültig seinen Kredit aufgebraucht. Mit „The Happening“ steckt der Filmemacher insofern in der Bredouille, denn einen weiteren Flop kann und darf er sich eigentlich nicht leisten.

New York an einem sonnigen Morgen. Im Central Park bleiben Menschen stehen, eine Frau sticht sich wie benommen eine Haarnadel in den Hals. Ein paar Meter weiter stürzen mehrere Bauarbeiter von ihren Gerüsten. Schnell herrscht Panik, gezielte Terroranschläge werden als erstes vermutet. Nachdem sich auch in anderen Städten Menschen umbringen, herrscht Ausnahmezustand an der Ostküste. Alles flieht Richtung Westen, auch der Lehrer Elliot (Mark Wahlberg) mit seiner Frau Alma (Zooey Deschanel) sowie seinem Freund Julian (John Leguizamo) und dessen Tochter Jess (Ashlyn Sanchez). Die Reise endet jedoch in einer Kleinstadt, von der aus sie sich in sicheres Gebiet durchschlagen müssen. Doch die Nachrichten, die sie erreichen, verheißen nichts Gutes. Denn aus allen Himmelsrichtungen werden weitere Todesfälle berichtet. Ein Entkommen scheint unmöglich.

Zwar soll man sprichwörtlicherweise ein funktionierendes System nicht ändern, aber das System Shyamalan wies zuletzt einige Löcher auf. Eine wirkliche Abkehr der gewohnten Schemata ist bei „The Happening“ nicht zu erkennen, vielmehr scheint der Regisseur auf das Publikum zugehen zu wollen, welches ihn in der Vergangenheit nur müde belächelte. Gewalt ist bei ihm grundsätzlich kein Stilmittel, erstmals trennt sich Shyamalan jedoch von dieser Maxime. Sein Film musste hier sogar Federn lassen, zumindest in der Kinoversion. Den Director’s Cut gibt es auf DVD. Die Gewalt wirkt schlichtweg deplaziert, nicht das größte Manko des Films, aber durchaus eines. Im Fokus steht das sporadische Blutvegießen zwar nicht und vom Splatter ist „The Happening“ weit entfernt, aber erstmals scheint es, als biedere sich der Filmemacher bei seinem Publikum an.

Das Mystische, nicht zu verstehende, nicht greifbare, ist auch elementarer Bestandteil von „The Happening“. Sind es die Pflanzen? Steckt die Regierung mit drin oder ist es doch ein biologischer Angriff? Fragen werden wie gewohnt gestellt, aber nicht eindeutig beantwortet. Zwar gibt das Ende eine Richtung vor, Spielraum bietet aber auch dieses. Allerdings gibt das Ende dem Film keine neue Richtung, mit einem Aha-Erlebnis wird der Betrachter nicht konfrontiert. Bis dahin geht es mäßig spannend zu, einen sichtbaren Feind gibt es schließlich nicht. Menschen laufen vor Winden davon, in der Idiotie liegt das Scheitern des Films. Genauso wenig kann man den vermeintlichen Terror im wahrsten Sinne des Wortes aussperren, auch wenn dies gerade zum Schluss scheinbar einfach erscheint. Die Grundvoraussetzungen stimmen, nur führt sie Shyamalan leider zu oft ad absurdum.

Was die Darsteller angeht, so ist „The Happening“ sein mit Abstand schwächster Film. Mark Wahlberg („Der Sturm“) als braver Lehrer ist zu bieder und handzahm, seine völlig überflüssigen Beziehungsproblemchen mit der blassen Zooey Deschanel („Zum Ausziehen Verführt“) bremsen den Film mehr, als das sie ihm irgendwie nutzen würden. John Leguizamo („Spun“) als Dritter im Bunde wird schnell verheizt und hat zuvor einige völlig dämliche Szenen in Bezug auf Zooey Deschanel, wo er in fast kindischer Manier Partei für die Figur von Mark Wahlberg ergreift und man meinen könnte, Deschanel sei für das ganze Übel verantwortlich. Die Kurve hat Shyamalan mit „The Happening“ nicht gekriegt, Schadensbegrenzung würde ebenfalls anders aussehen. Ein langweiliges Schauermärchen wie „Das Mädchen aus dem Wasser“ ist dabei zwar nicht herausgekommen, dafür aber torpediert die schlechte Skizzierung und Darstellung der Figuren sowie logische Schwächen den Spaß an der Sache. Als Grundidee prima, in der Ausführung eher mau.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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