The Giving – Letters Of an Untold Story (2015, Berrymore & Flare)

the-giving-letters-of-an-untold-storyAuch der moderne Hardcore folgt einer Blaupause, die mittlerweile sattsam bekannt wirkt. Nur ist sie melodischer, verspielter und vielschichtiger als die alte Genre-Schule. Als DIE Referenzkapelle schlechthin darf COMEBACK KID betrachtet werden. Sie klingt überall durch, wenn von der zeitgenössischen Variation des Hardcore die Rede ist – oder wird zumindest als primäre Verortungsreferenz herangezogen. Das trifft (natürlich) auch auf THE GIVING und deren Debütalbum „Letters Of an Untold Story“ zu. Allerdings gehen die Schweizer derart überzeugend zu Werke, dass man kaum glauben mag, es sich hier um ein Erstlingswerk handelt.

Der Opener „A New Day“ pflügt in weniger als zwei Minuten über Intro, Ausbruch, Melodie und Gangshouts hinweg. Das sitzt. Auf den Punkt. In derartiger Kürze werden die folgenden 10 Tracks allerdings nicht gereicht. Denn Eile steht bei THE GIVING wahrlich nicht an erster Stelle. Allein sechs Nummern knacken die Marke von vier Minuten, die Hälfte davon legt sogar noch mindestens eine weitere obendrauf. Umso höher ist es der Band anzurechnen, dass sie den Hörer durchweg packt. Das dafür bemühte Rezept ist wahrlich nicht neu, wenn wuchtiger Hardcore nebst Schreigesang auf punkigen Vorwärtsdrang mit hymnischer Kante und sphärische Abstecher in Richtung Post-Hardcore trifft.

Die Platte ist geprägt von spürbarer Spielfreude und dem starken Zusammenwirken der Instrumente. Das fährt fortwährend stimmige Rhythmus- und Richtungswechseln auf und macht Beiträge wie „Adapt or Suffer“, „Ten Years“, „Life of Danger“, „Waiting to Be Seen“ oder „Across Each Other“ für Freunde des modern-melodischen Hardcore zum ausgemachten Vergnügen. Und weil THE GIVING auch nicht um politische Texte verlegen sind, ist das Gesamtpaket schlicht als kleiner Geheimtipp zu preisen. Über bewährte Vergleiche wächst diese Scheibe jedenfalls überraschend weit hinaus.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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