The Frozen Ground (USA 2013)

thefrozengroundDie in hiesigen Kinos ausgewerteten Filme mit der Beteiligung von Nicolas Cage werden rarer. Einst galt der für „Leaving Las Vegas“ Oscar-prämierte Mime als Hollywood-Schwergewicht. Mittelmäßiges Genrekino und der Hang zum Overacting machten ihn über die Jahre aber eher zum Vorboten des (Edel-)Trash (siehe „Ghost Rider 2“). Ebenfalls nur noch selten auf großer Leinwand zu sehen ist John Cusack („High Fidelity“), über dessen Qualität als Schauspieler jedoch kaum ein schlechtes Wort verloren werden kann. Nur ist dem Großteil seiner jüngeren Mitwirkungen (u.a. „The Raven“) das Schicksal wenig beachteter Verleihpremieren vergönnt.

Für einen Trendabbruch sorgt auch „The Frozen Ground“ nicht, in dem sich Cage und Cusack (gemeinsam bereits bei „Con Air“ vor der Kamera aktiv) als Cop und Killer gegenüberstehen. Den Unterschied bei dieser DVD-/Blu-ray-Erstveröffentlichung macht neben Cages überraschend zurückhaltendem Spiel die Erzählstruktur. Denn der auch fürs Drehbuch verantwortliche Regisseur Scott Walker arbeitet den wahren Fall nüchtern und weitgehend frei von konventioneller Spannungserzeugung auf. Dafür taucht er ein ins Alaska des Frühjahres 1983. Als der gefrorene Boden taut, gräbt ein Bär in der Wildnis die Leiche einer ermordeten Frau aus.

Zeitgleich beschuldigt die minderjährige Prostituierte Cindy (Vanessa Hudgens, „Spring Breakers“) den unauffälligen Geschäftsmann Robert Hansen (Cusack), sie verschleppt und vergewaltigt zu haben. Aber Hansen hat ein Alibi – und wer würde schon einer Nutte glauben? Die Polizei jedenfalls nicht. Das ändert sich erst, als der für die Familie (als Gattin dabei: Radha Mitchell, „The Crazies“) kurz vor der Dienstquittierung stehende Jack Halcombe (Cage) mit dem Fall betraut wird und Hansen mit seinen Kollegen (u.a. Dean Norris, „Breaking Bad“) eher zufällig ins Zentrum der Ermittlungen rückt. Für Cindy, seine wichtigste Zeugin, fühlt er sich bald auch persönlich verantwortlich.

Die trotz der unmittelbar auf Protagonisten und Ereignisse gerichteten Handkamera distanzierte, mitunter fast dokumentarische Rekonstruktion macht diesen betont unspektakulären True Crime-Thriller sehenswert. Halcombes Suche nach Beweisen mündet nicht in ein Psychoduell mit dem Killer, sondern bleibt auf klassische Ermittlungsarbeit und die wiederholte Suche nach der untergetauchten Cindy beschränkt. Angenehm (und mittlerweile fast ungewohnt) reduziert trägt Cage den Film, wird vom in Gestik und Mimik sparsamen Cusack aber ausgestochen. Dessen passionierter Frauenmörder kettet seine Opfer erst im Keller an, peinigt sie und fliegt sie nach Tagen des Leids in die Wildnis, wo sie der Hobbyjäger zu Freiwild degradiert und kaltblütig erschießt.

Wie Walker im Bonusmaterial erläutert, war ihm vor allem das Verhältnis zwischen Cindy und Halcombe wichtig. Vorurteile sollten somit kritisch hinterfragt werden. Das ist sicher nobel, steht für eine unterschwellig moralische Botschaft aber eigentlich nicht weit genug im Vordergrund. Aber das muss es auch gar nicht, denn als unaufgeregte Nacherzählung eines wahren Kriminalfalls funktioniert der Thriller ausreichend überzeugend und gibt den Opfern (einige Leichen wurden nie gefunden) im Abspann über Fotos obendrein ein Gesicht. „The Frozen Ground“ bietet fesselnde Unterhaltung im Stile dokumentarischer Aufarbeitung. Dass es Cage und Cusack auch mit diesem Werk (in Deutschland) nicht in die Kinos schafften, bleibt aufgrund der bedingt massentauglichen Herangehensweise aber letztlich verständlich.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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