The Football Factory (GB 2004)

the-football-factoryNachdem der Film „Ultrá“ bereits 1990 die italienische Hooligan-Szene thematisierte, erscheint nun sein englischer „Bruder“ namens „The Football Factory“ auf Video und DVD.

Tommy Johnson (Danny Dyer) ist Fußball-Fan durch und durch. Sein Lieblingsverein ist Chelsea und im Grunde wartet er die ganze Woche über nur auf die „dritte Halbzeit“ des Spieltages, wenn es gegen die gegnerischen Fußballfans geht. Das Prozedere ist dabei immer dasselbe: Man trifft sich weit vor dem Spiel im Stammpub, kippt etliche Bier, schnupft sich die Nase dicht und fährt daraufhin mit dem bunten Haufen der „Football Factory“ zu den Spielen. Dieser Haufen (u.a. Tamer Hassan, „Layer Cake“) besteht jedoch nicht nur aus frustrierten Jugendlichen, sondern neben jüngeren Nachwuchskriminiellen nutzen auch diverse Familienväter mittleren Alters die Wochenend-Balgereien als Ventil für ihren Frust oder familiärer Langeweile.

Als Tommy durch einen dummen Zufall Ärger mit den verfeindeten Anhängern des FC Millwall bekommt und er in wenigen Tagen im Rahmen des Pokalspiels auf seine Widersacher treffen wird, machen sich Zweifel in seinem Leben breit. Von Alpträumen geplagt, fährt er mit seinen Kumpels zum Auswärtsspiel, mit einem erstmals schlechten Gefühl in der Magengegend. Regisseur Nick Love und Drehbuchautor John King spiegeln in „The Football Factory“ eine nicht nur auf der Insel weit verbreitete Kultur wider, die jedoch zu den gängigen Eindrücken, die man hinlänglich in Deutschland von der Hooligan-Szene hat, ein wenig abweicht und durchaus Unterschiede offen legt. Während die heimische Szene häufig und zutreffend ins rechte Lager gedrängt wird, ist der Querschnitt durch die soziale Schicht in „The Football Factory“ größer. Neben perspektivlosen Jugendlichen, die sich von Raub zu Raub hangeln, sind es aber vor allem normale Familienväter, die die 40 bereits passiert haben und die sich lediglich aus Spaß an der Freude Wochenende für Wochenende die Schädel einschlagen.

In der Person des Tommy Johnson, dargestellt vom überzeugenden Danny Dyer, wird letztlich die Frage gestellt, ob es das ganze Wert gewesen sei. Eine Frage, die bei dieser Thematik berechtigt ist, die jedoch hier anders beantwortet wird, als viele vielleicht denken und letztlich war es die Sache natürlich wert, halbtot geprügelt zu werden. Verständnis für das Tun und Handeln fällt auf der einen Seite für Normalsterbliche schwer, auf der anderen Seite wollten die Macher des Films aber auch keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema „Fußball und Gewalt“ wagen. Anstatt einen möglichst realistischen Einblick in die dortige Hooligan-Szene zu geben, gibt es meist lediglich Techno-lastige Hochglanzbilder zu sehen, auf denen Erwachsene Menschen sich irgendwie immer wie Kinder verhalten. Die Schlägereien sind zudem recht harmlos inszeniert und geben die Brutalität, die Wochenende für Wochenende auf dem Plan steht, nicht auch nur halbwegs glaubwürdig wieder.

In diesem Punkt darf vielleicht einmal der zwar auch nicht unbedingt gelungene Fascho-Reißer „Romper Stomper“ mit Russell Crowe genannt werden, denn dieser dokumentierte und zeigte das Thema Gewalt in deutlich abstoßenderer und drastischerer Weise. So ist „The Football Factory“ letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes, denn für eine Seite der Medaille entscheiden sich die Macher hier nie. In den letzten Momenten des Films streift dann doch noch einmal so etwas wie ein kritischer Moment durch den verrauchten Pub, wenn in Anlehnung an „American History X“ zumindest für einen die Spirale aus täglicher Gewalt ein Ende findet.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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