The Food of the Gods – Die Insel der Ungeheuer (USA 1976)

food-of-the-gods„Mein Vater hat oft gesagt: Morgan, eines Tages wird sich die Erde am Menschen rächen, weil er sie mit Abfällen fast unkenntlich gemacht hat. Lass nur die Menschen die Erde weiter verschmutzen und die Natur wird rebellieren. Diese Rebellion wird den Menschen gar nicht gefallen. Gut, ich hab ihn nicht besonders ernst genommen, aber ich weiß noch genau wie er mich ansah als er sagte: Niemand weiß wann und wo es passieren wird. Und wenn es erst einmal begonnen hat, wird keiner wissen, wann und wie es aufhört.“

Bert I. Gordon führt Regie, Produziert, schreibt Drehbücher und besorgt obendrein die Effekte. Gibt es da eigentlich irgend etwas, dass dieser Mann nicht kann? Nun ja, immerhin würde diese Frage attestieren, dass Gordon imstande wäre überhaupt etwas richtig zu machen. Und genau dort liegt der Hund begraben. Denn Bert I. Gordon ist im Grunde kein schlechter Regisseur – er ist nur ein miserabler Geschichtenerzähler. Kostprobe gefällig? Dann einfach zurücklehnen und der Story von „The Food of the Gods“ lauschen.

Nach dem zur Einstimmung aufgereihten Eröffnungsmonolog ist die Handlung klar, also kann es ja gleich losgehen mit emsigem Umsturz: Morgan (Marjoe Gortner, „Feuer, Eis und Dynamit“) ist professioneller Footballspieler. Weil Sonntag ein wichtiges Match ansteht und das harte Training aufs Gemüt drückt, ist erst einmal Ausspannen bei einem Jagdausflug angesagt. Blöd nur, dass auf dem verschlafenen kanadischen Eiland toxische Bechamelsauce aus dem Erdinneren blubbert und den Hormonhaushalt einiger animalischer Spezies gehörig durcheinander wirbelt. Denn das gottesfürchtige Ehepaar Skinner (Ida Lupino, „Junior Bonner“ / John McLiam, „Rambo: First Blood“) mischt die schleimige Substanz dem Futter für die Hühner bei, was diese rasant an Größe gewinnen lässt.

Doch verköstigen sich auch einige Wespen an der Substanz aus Gottes Gnaden, was Morgans Begleiter und Teamkollege Davis (Chuck Courtney, „Friedhof der Kuscheltiere“) gleich am eigenen Leib zu spüren bekommt. Als Morgan auf der Farm der Skinners ein Telefon zu finden erhofft, macht er im Stall die Begegnung mit den Riesenhühnern. Der Hahn des Hauses – besser dessen gar nicht mal schlecht gemachtes Pappmaché-Haupt – schubst den Profisportler unsanft in der Gegend herum, bis es diesem zu bunt wird und er der Geflügelmutation kurzerhand den „Hahn“ abdreht. Kurzum, der Kollege ist nicht mehr zu retten, also kramt man die Schießprügel hervor und erlegt sich ein paar Wespen. Die sind denn auch dermaßen schlecht ins Bild kopiert, dass man sich um Leib und Leben der übrigen Protagonisten keine Sorgen mehr zu machen braucht.

In der Zwischenzeit versucht Mr. Skinner seine exquisite Futtermischung an einen Großkonzern zu veräußern, kann aber nicht verhindern, dass sich des Nachts zu prachtvoller Größe gediehene Ratten an seinen Innereien laben. Aus gegebenem Anlass findet sich auch der egozentrische Firmeneigner Jack Bensington (Ralph Meeker, „Das dreckige Dutzend“) nebst Assistentin Lorna (Pamela Franklin, „Tanz der Totenköpfe“) auf der Insel ein, um das aussichtsreiche Geschäft gar selbst in Augenschein zu nehmen. Morgan und sein Kumpel Brian (Jon Cypher, der Man-at-Arms aus „Masters of the Universe“) stolpern derweil über das versprengte Paar Thomas (Tom Stovall, „Silkwood“) und Rita (Belinda Balaski, „Das Tier“). Alsbald finden sich notgedrungen alle im Hause der Skinners ein, um der tödlichen Übermacht der riesigen Nager in bester „Night of the Living Dead“-Manier zu trotzen.

„The Food of the Gods“ ist naiv wie eine Palette Überraschungseier. Logik? Inhalt? Schauspieler? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal – das geht nun wirklich nicht! Jeder der Protagonisten wird sich schnell der Anwesenheit der unerklärlich großen Viecher gewahr, doch interessiert sich scheinbar niemand für die rapide sinkende Lebenserwartung. Also wird der Verstand eben Brot holen geschickt und der Knüppel aus dem Sack gekramt. Das Schmuddelfilmer Bert I. Gordon („Sexplosiv“, „Aus der Hölle gespuckt“) seinen ausgemachten Firlefanz dabei noch lose mit einer Geschichte von Sci-Fi-Guru Herbert George Wells verknotet, spottet bei der bodenlos trashigen Umsetzung jeder Beschreibung. H.G. Wells – dafür steh ich mit meinem Namen? Besser nicht.

Die in natura gefilmten und später mehr schlecht als (r)echt in den Film hineinkopierten Ratten fallen in der Hauptsache über putzige Miniaturen von Haus und Hof her. Im satt saftenden Nahkampf weicht possierlicher Realismus dann hübsch unbeweglichen Bastelhäuptern – sieht schmucke aus und kost‘ nicht viel. Schwer vorstellbar bleibt allerdings, dass die echten Ratten die Dreharbeiten allesamt unbeschadet überstanden haben. Denn zur plastischen Veranschaulichung der Durchschlagskraft von Morgans Jagdflinte werden die Nager mit roten Farbpatronen beschossen, strampelndem Badespaß ausgesetzt oder einfach tollkühn weggesprengt.

Gäbe es einen Preis für in Zelluloid verpackte Idiotie, „The Food of the Gods“ würde wohl mit wedelnden Armen in vorderster Front sein verdientes Recht einfordern. Aber es gibt auch wohlwollendes zu vermelden: Reginald H. Morris – der später auch die Ferkeleien der beiden Pubertätsbrummen „Porkys“ ins rechte Licht rücken durfte – Kameraführung ist recht stimmig geraten und auch der Score weiß durchaus atmosphärische Ansätze zu servieren. Produziert wurde das ganze überdies von Exploitation-Spezi Samuel Z. Arkoff („Frogs“, „The Zombies of Sugar Hill“), der im Laufe seiner schier ewiglich währenden Karriere mehr als 130 Filme aus der Traufe erhob.

Der Film ist schlecht, dabei aber wiederum nicht so schlecht, dass Bert I. Gordon denselben Murks ein schlappes Jahr später mit Ameisen und „Denver“-Biest Joan Collins als „Empire of the Ants“ nicht noch einmal durchkauen durfte. Was 1976 für gruftigen Grusel sorgte, taugt 2005 zumindest noch für antiquierten Edel-Ramsch im Nachtprogramm des privaten Kabelfernsehens. Denn wer schlechte Filme mag, wird „The Food of the Gods“ lieben! Das schön sarkastische Finale zeigt noch, dass die titelgebende Götterspeise auch flauschigen Milchkühen mundet, was Schulkindern später die erforderlichen Proteine zur raschen Wachstumsförderung einbringt. Hm, Milch – angenehm im Geschmack, führt zu Monsterwuchs. Also bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby. Ach ne, das war wohl eine andere Baustelle.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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